Leseprojekt Erster Weltkrieg

Leseprojekt Erster Weltkrieg

»Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.« Dieser August Bebel zugeschriebene Satz ist aktueller denn je; 2014 jährt sich das Schicksalsjahr Europas zum hundertsten Mal. 1914 begann der Erste Weltkrieg, eine Katastrophe, die das alte Europa hinwegfegte, Millionen Menschenleben forderte und die Wurzel des Üblen war, das danach erst noch folgen sollte: Zwei menschenverachtende Diktaturen, ein weiterer, noch viel schlimmerer Krieg, Völkermord, Vertreibung unzähliger Menschen und die Spaltung des Kontinents, die bis heute nicht überwunden ist. Wäre dieser europäische Flächenbrand zu vermeiden gewesen? Wie kam es dazu? Was bewegte die politischen und militärischen Entscheidungsträger dieser Zeit? Viel ist schon darüber geschrieben worden, aber das Gedenkjahr 2014 wartete mit einer Fülle von neuen Büchern und neuen Erkenntnissen zu diesem Thema auf.

Ich habe mir ein paar persönliche Highlights herausgepickt, mich von Empfehlungen anregen lassen und eine kleine Leseliste zusammengestellt – Neuerscheinungen, aber auch Bücher, die ich schon lange lesen wollte. Mit diesen Titeln werde ich mich im Laufe der nächsten Jahre beschäftigen und hier nach und nach darüber berichten:

Auf Twitter gibt es zu dem Thema ein hochinteressantes Projekt: Unter @1914Tweets kann konnte man das Schicksalsjahr Europas in Echtzeit miterleben. Tagesaktuelle Tweets berichteten, was genau an diesem Tag vor hundert Jahren geschah. Das Projekt ist inzwischen abgeschlossen, steht zum Nachlesen aber noch zur Verfügung.

Und auf der Homepage des Magazins The Atlantic gibt es beeindruckende Bilderstrecken zum Ersten Weltkrieg – eine große Auswahl unglaublich intensiver Photodokumente, die sehr bewegend sind. Absolut sehenswert.

Als ich hier auf Kaffeehaussitzer das Buch 1913 besprochen habe, verwendete ich ein Zitat daraus: »Er legte dar, dass das Zeitalter der Globalisierung Weltkriege unmöglich mache, da alle Länder längst wirtschaftlich zu eng miteinander verknüpft seien. Und dass neben den wirtschaftlichen Netzwerken auch die internationalen Verbindungen in der Kommunikation und vor allem in der Finanzwelt einen Krieg sinnlos machen.«

Das macht nachdenklich.

Der eingangs zitierte August Bebel ist 1913 gestorben. Er musste die europäische Katastrophe nicht mehr miterleben. Aber sein Satz hat Gültigkeit, solange es Menschen auf dieser Erde gibt.

22 Antworten auf „Leseprojekt Erster Weltkrieg“

  1. Hallo,
    eine schöne Liste!
    Empfehlen kann ich unbedingt:
    Oliver Janz – Der große Krieg
    Und wenn es noch Romane sein dürfen:
    Arnold Zweig – Junge Frau von 1914 (immer noch lesenswert)
    Alfred Döblin – November 1918. Eine deutsche Revolution (sind vier Bände, die sich mit dem Kriegsende und den politischem Wirrwarr beschäftigen)
    Adrienne Thomas – Die Katrin wird Soldat (man hat diesen Roman – war es eventuell Ruth Klüger? – das weibliche Gegenstück zu „Im Westen nichts Neues“ genannt. Leider vergriffen, aber Antiquare freuen sich sicherlich über Anfragen)

    1. Vielen Dank für das Feedback und die Titelvorschläge. Den Janz hatte ich schon in der Hand, habe ich aber bisher noch nicht erworben. Das ist allerdings auch ein bisschen ein Zeitproblem… Auch die anderen klingen interessant, besonders der Döblin mit einem Werk von ihm, das ich noch gar nicht auf dem Schirm hatte. Danke für die Tipps!

  2. Hallo!
    Danke für den gelungen Beitrag und die Zusammenstellung.
    Ich habe hier „Die Schlafwandler“ stehen. Habe mich aber ehrlich gesagt noch nicht daran getraut. :)

    Herzlichst,
    B.ee

    1. Herzlichen Dank für das nette Feedback. „Die Schlafwandler“ habe ich jetzt gerade zu Ende gelesen. Ein hochinteressantes Buch, brillant geschrieben, aber nichts für nebenbei oder abends müde auf dem Sofa… Habe deswegen auch ziemlich lange dafür gebraucht – aber es lohnt sich sehr. Beitrag darüber hier im Blog folgt in Kürze…720 Seiten Diplomatie und Politik zusammenzufassen ist genauso eine Herausforderung.

    1. Danke für den Tipp. Ich hatte das Buch schon in der Hand, konnte mich aber noch nicht dazu entschließen…Es klingt auf jeden Fall hochinteressant und ich bin schon gespannt, was Du darüber schreiben wirst.

  3. Auch der Economist hat in seiner Weihnachtsausgabe einen Artikel zu diesem Thema geschrieben. Leider ist er nicht online verfügbar. Aber kurz zusammengefasst, vergleichen sie die Beziehungen zwischen USA, China und Japan mit denen zwischen England, Deutschland und Frankreich vor dem Ersten Weltkrieg. Danke für den interessanten Beitrag, Peggy

  4. Danke für die interessante Zusammentstellung. Christopher Clark habe ich auf der Buchmesse gesehen; er hat mich sehr beeindruckt und ich habe das Buch gleich gekauft – zum Lesen bin ich aber noch nicht gekommen. Nur Peter Englund habe ich von deiner Auswahl bisher gelesen; „Schönheit und Schrecken“ ist ein Buch, das mich sehr tief beeindruckt hat.

    1. Vielen Dank für das nette Feedback. An dem Clark bin ich gerade dran, ein hochinteressantes Buch, aber man braucht dafür etwas Muße – knapp 800 Seiten über Politik, Diplomatie, Sympathien und Antipathien wollen gelesen werden. Den Englund hatte ich mir letztes Jahr aufgrund einer Empfehlung gekauft, war aber bisher nicht dazu gekommen, das Buch zu lesen. Doch im diesjährigen Kontext passt das natürlich perfekt. Bin schon sehr gespannt.

  5. Fehlt denn in der Zusammenstellung nicht der Münkler („Der Große Krieg“)?? Ich selbst habe ihn noch nicht auf dem Stapel liegen, aber nach allem was ich dazu gelesen habe, scheint das Buch eines der besten zum Thema zu sein…

    1. Das wäre durchaus erwägenswert. Ich muss gestehen, dass ich das Buch natürlich schon gesehen und davon gehört, es aber noch nicht angelesen habe. Werde ich gleich mal in der nächsten Buchhandlung nachholen.

    1. Dein Blogbeitrag zum diesem Buch macht mich jetzt aber so richtig neugierig darauf. Bin schon sehr gespannt – alleine schon das erste Durchblättern war sehr vielversprechend.

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