Ich konnte nicht widerstehen. Als ich in einer der Buchhandlungen meines Vertrauens die Neuausgabe der Erzählungen von Franz Kafka sah, musste ich sie einfach haben. Ein leinengebundenes Buch – das findet man heute außerhalb der Programme der Büchergilde und des Manesse-Verlags nur noch selten. Und ich liebe Leineneinbände, deshalb konnte ich gar nicht anders. Nun habe ich den neu erworbenen Band neben dem alten Taschenbuch photographiert und beim Blick auf die beiden Bücher wird mir bewusst, dass über dreiunddreißig Jahre zwischen ihnen liegen. Das Taschenbuch ist die Ausgabe, von der ich hier im Blog schön öfters erzählt habe, vergilbt, zerkratzt und zerknickt begleitet es mich schon seit dem Herbst 1990; es ist mit all seinen Narben und Blessuren ein Teil meines Lebens. Mit ihm verbinde ich viele Monate der Lektüre und viele Stunden in Cafés und Kneipen, es begleitete mich durch die Zeit, als der Aufbruch ins Erwachsenenleben von einer großen Ungewissheit geprägt war. „Zwei Bücher, drei Jahrzehnte“ weiterlesen
Lesend durch die Cafés der Stadt
Manchmal, nicht sehr oft, gönne ich mir etwas Auszeit und ziehe einen Tag lang von Café zu Café. Mit einem Buch als Begleiter. Einen Tag lang lesen, schauen, sitzen, schlendern, lesen, schauen, lesen, lesen – es sind intensive Lektüreerlebnisse. Bei der letzten Kaffeehaustour, wie ich diese Tage hier im Blog nenne, war ich in Berlin unterwegs. Und mit dabei hatte ich das Buch »Die einsame Stadt« von Olivia Laing. »Vom Abenteuer des Alleinseins« lautet der Untertitel; perfekt passend für einen Leser alleine im Café, dachte ich. Und wurde nicht enttäuscht. Olivia Laing schickte mich auf eine inspirierende Reise durch die Kunstwelt des 20. Jahrhunderts. Und durch die Straßen New Yorks, gleichzeitig schillernde Kulisse und Hauptprotagonistin des Buches. „Lesend durch die Cafés der Stadt“ weiterlesen
Woodrell-Lesetag in Berlin
Eigentlich sollte dies ein Text über die Ozarks-Trilogie von Daniel Woodrell werden. »Der Tod von Sweet Mister« und »Winters Knochen« standen schon lange ungelesen im Regal, das Erscheinen der Neuübersetzung von »Tomatenrot« war der perfekte Anlass, alle drei Bände hintereinander zu lesen. Dabei wurde klar: Die Idee mit der Gesamtbesprechung wird nicht funktionieren. Zwar sind »Der Tod von Sweet Mister« und »Tomatenrot« beides lesenswerte Bücher; schon alleine durch Woodrells unnachahmliche Art die Trostlosigkeit gescheiterter Leben zu ästhetisieren.
Aber »Winters Knochen« ragt aus diesen drei Werken so hervor, ist ein so sprachgewaltiges Buch, ein so durch und durch gelungener und mitreißender Roman, dass es nun vor allem um ihn gehen wird. Zumal mich die Geschichte einen Tag lang in Berliner Cafés begleitet hat. Ein Kaffeehaus-Lesetag, so wie schon einmal mit einem Buch von ihm in Köln. „Woodrell-Lesetag in Berlin“ weiterlesen
Mit Alma im Kaffeehaus
»Das Haar war weiß, mit Grau verschmiert, die Farbe einer Zeitung, die im Regen liegt, bis die Schlagzeilen über das Papier geflossen sind.« So beschreibt Daniel Woodrell gleich auf der ersten Seite seines Romans »In Almas Augen« die Hauptperson der Geschichte, Alma deGeer Dunahew. Es ist nur ein einziger Satz, der eine ältere Dame vor unserem Auge entstehen lässt, ein wenig eigen, nicht besonders adrett. Ich habe sie ins Kaffeehaus ausgeführt. „Mit Alma im Kaffeehaus“ weiterlesen