Zuhause: Ort oder Gefühl?

Daniel Schreiber: Zuhause

Noch nie hat mich die Lektüre eines Buches emotional so aufgewühlt, wie es der schmale Band »Zuhause« von Daniel Schreiber geschafft hat. Schon das Nachdenken über den Begriff »Zuhause« kann die Gefühle auf eine Reise weit zurück in die eigene Vergangenheit schicken, doch in meinem Fall kam noch eine besondere Situation dazu. Und wenn es für jedes Buch den passenden Moment geben sollte, dann traf das auf eine schmerzhafte Weise zu wie niemals zuvor.

Gelesen habe ich es im Zug; ich war auf der Rückfahrt nach Köln, nachdem ich für ein paar Tage die Stadt am Bodensee besucht hatte, in der ich aufgewachsen bin. Es war kein normaler Besuch, denn es ging darum, mit dem Ausräumen des Elternhauses zu beginnen, Photos und Dokumente zu sichten, alte Briefe in verstaubten Kartons zu finden, drei Generationen tief in die Familiengeschichte einzutauchen – und herauszufinden, wie wenig man eigentlich von seinen Großeltern und Eltern gewusst hat. Von denen niemand mehr da ist.

Am Osterdienstag 2020 ist meine Mutter gestorben. Es war kein überraschender Tod, denn es ging ihr schon lange sehr schlecht, die Monate davor war sie nicht mehr ansprechbar gewesen. Eigentlich hatte ich geglaubt, darauf vorbereitet zu sein, aber das war ein großer Irrtum. Mein Vater lebt schon seit über 30 Jahren nicht mehr; meine Mutter war der letzte Faden, der einen mit der eigenen Kindheit verband. Mit dem eigenen Aufwachsen, dem Hineinstolpern in diese Welt. Ihr Tod mag die Erlösung nach einem langen Leidensweg gewesen sein, aber er hat mich vollkommen aus der Spur geworfen. Und jetzt, wo ich diese Sätze schreibe, merke ich, dass ich noch weit davon entfernt bin, zu dieser zurückzufinden – falls es sie überhaupt noch gibt. In einer der Trauerkarten hatte eine ihrer Freundinnen geschrieben, »wenn beide Eltern gestorben sind, wird man noch einmal erwachsen, auch wenn man es schon längst ist.« Besser kann man das nicht formulieren, denn wenn man die Eltern beerdigt hat, gehört man – bildlich gesprochen – selbst zu der Generation, die als nächstes an der Reihe ist. Dieses Gefühl der Vergänglichkeit und des unerbittlichen Vergehens der Zeit ist wahrhaft atemberaubend. Es ist eine neue Lebensphase, die mit unterschwelliger Wucht anbricht. 

Das Ausräumen des Elternhauses – es ist ein einfaches, aber großes Haus, bis unter das Dach vollgestopft mit Erinnerungsstücken – hat wehgetan, doch es hatte auch etwas Befreiendes, sich so intensiv mit der eigenen Kindheit und Jugend zu beschäftigen, mit all den kleinen und großen Erlebnissen, die das eigene Leben geprägt haben bis heute. Auch wenn man sie schon längst vergessen zu haben glaubte. Aber es ist alles noch da. 

Man kann sich vielleicht vorstellen, wie nach diesen Tagen das Buch »Zuhause« auf mich gewirkt hat. Stellen etwa wie diese: »Wenn man noch jung ist, glaubt man, dass man imstande sei, sich unabhängig von seinen Ursprüngen und seiner Herkunft neu zu erschaffen, durch die Gesellschaft anderer Menschen, den eigenen Willen, durch neue Lektüren und Interessen. Die Geister der Vergangenheit holen einen in der Regel erst später im Leben ein. Und wenn sie einen einholen, steht man ihnen meist ratlos gegenüber.« 

Daniel Schreibers Buch ist ein Essayband mit 134 Seiten. Dieses schmale Werk ist voller Gedanken, die mir das Gefühl vermittelten, als würden sich im Kopf neue Türen öffnen. Durchgehen muss man dann selbst. Und das ist eine spannende, nicht ganz einfache Reise.

Vor allem aber ist es ein sehr persönliches Buch. Ausgehend von einer Lebenskrise schildert der Autor, wie er beginnt, sich mit diesem schwer zu beschreibenden, doch uns alle prägenden Begriff »Zuhause« zu beschäftigen. Ist Zuhause ein Ort, ein Gefühl oder nur eine Idee? Ist es die Suche nach einem Platz im Leben? 

Ein Leben aus dem Koffer: Jahrelang pendelt Daniel Schreiber zwischen Berlin, London und New York, immer unterwegs, nach ein paar Monaten wieder auf dem Sprung, überall zuhause. Aber eigentlich nirgends. Diese Erkenntnis trifft ihn mitten in einer schweren Krise. »Das Bedürfnis nach einem Ort der Sicherheit empfand ich in dieser Zeit als nahezu überwältigend. Es war ein essentieller Wunsch, dem ich lange wenig Raum zugestanden hatte und der viel mit der inneren Ruhelosigkeit zu tun hatte, von der mein Leben in den vorangegangenen Jahren bestimmt gewesen war. Ein Wunsch, der sich in der Frage kristallisierte, wie und wo ich eigentlich leben wollte.«

Und weiter: »Ich sehnte mich nach einem Zuhause, jedoch ohne eine Ahnung davon zu haben, wo und was dieses Zuhause sein könnte.«

»Zuhause« zu definieren ist nicht einfach. »Es ist an einen festen Ort gebunden, manchmal auch an mehrere, aber zugleich ist es weit mehr als nur ein Ort. Das, was ein ›Zuhause‹ ausmacht, evoziert so viele Bilder, Erinnerungen und Erwartungen wie wenig anderes, dennoch lässt es sich schwer benennen.«

Er berichtet von seiner Familiengeschichte, von Flucht und Vertreibung, von der verdrängten Schuld unserer Vorfahren, und von den nie aufgearbeiteten Traumata der Millionen ostdeutschen Flüchtlinge, die von Generation zu Generation weitergeben wurden, bis heute. Er schreibt über philosophische Annäherungen an den Begriff des Zuhauses, über kulturgeschichtliche Zusammenhänge und über die Tatsache, dass Deutschland schon immer eine bunte Mischung aus den verschiedensten Kulturen, Bräuchen und Weltanschauungen war – und schon immer ein Einwanderungsland. In anderen Kapiteln geht es um die weit verbreitete Verklärung der eigenen Herkunft, um Erinnerungen an Landschaften, Dialekte, um die Sehnsucht nach der überschaubaren Welt unserer Kindheit. Er befasst sich mit dem Begriff »Heimat«, der eine völkisch-ausgrenzende Bedeutung haben kann; ein Thema, das der Autor in einem ZEIT-Artikel ausführlich erläutert. In meinem Alltag erlebe ich allerdings regelmäßig, dass Menschen unterschiedlichster ethnischer, sozialer und kultureller Herkunft Köln als ihre Heimat bezeichnen – hier klingt der Begriff in keinster Weise ausgrenzend, sondern integrierend. 

Viele von Daniel Schreibers Gedanken wirken auf eine unbestimmte Weise vertraut, so als hätte ich sie schon selbst oft gedacht und nur nie die Worte gefunden, sie zu formulieren. Viele sind inspirierende Denkanstöße. Und es gibt Stellen, an denen seine Erinnerungen an das Aufwachsen erschütternd sind. Er berichtet von seiner Kindheit in einem kleinen Ort in Mecklenburg; schon früh war er sich über seine Homosexualität im Klaren – was ihn in der Schule und im System der DDR zum Ausgegrenzten machte. Hier findet er sehr deutliche Worte: »Auch wenn es viele von uns heute verdrängen: Gewalt gegen Kinder war in der DDR-Kultur strukturell verankert. (…) Der DDR-Staat teilte das grundsätzliche Problem aller größeren politischen Systeme, die annehmen, sie würden eine grauenhafte Vergangenheit in eine glänzende Zukunft überführen. Absurderweise sorgen sie dafür, dass ebendiese grauenhafte Vergangenheit nicht vergeht.«

Aus Ausgegrenztheit wird Wurzellosigkeit, aus Wurzellosigkeit Rastlosigkeit, ein akademisches Nomadenleben: »Ich hatte lange geglaubt, dass auch ich ein solches Nomadenleben führen wollte. Ein Leben in Flugzeugen und Hotels, in wechselnden Städten, wo ich …  überall Wurzeln schlagen könnte, an Orten, die ich so in mich aufnehmen würde, dass ich mich fast überall zu Hause fühlen würde.«

Es hat nicht funktioniert. Irgendwann holt die meisten von uns die Sehnsucht nach einem Ort ein, an den wir gehören. Entscheidend für diesen Ort ist nicht das Wo. Entscheidend sind die Menschen, mit denen wir an diesem Ort verbunden sind. Daniel Schreiber erzählt eindrucksvoll davon, wie er sich langsam aus seiner Lebenskrise, die all dieses Nachdenken heraufbeschworen hat, herausarbeitet. Wie er nach vielen Jahren temporären Aufenthalts seine Wohnung in Berlin neu zu schätzen lernt, ihm bisher unbekannte Seiten der Stadt entdeckt und wie ihm klar wird, wie wichtig ihm die Freunde sind, die ihn dort umgeben. Nach und nach wird dadurch aus einem Gefühl ein konkreter Ort. 

»Manchmal ist man nicht in der Lage, zu erkennen, dass so etwas wie Zufriedenheit möglich ist, weil diese Zufriedenheit so klein wirkt neben dem Glück, das man sich wünscht.«

Auch wenn ich vollkommen anders aufgewachsen bin, erkenne ich vieles in Daniel Schreibers Buch wieder. Die Rast- und Ruhelosigkeit war mir etliche Jahre lang ebenso vertraut, und als ich irgendwann aus beruflichen Gründen in Köln landete, obwohl ich nach dem Studium lieber in Leipzig geblieben oder nach Berlin gezogen wäre, habe ich lange gebraucht, dort anzukommen. Und heute ist es der Ort, an dem ich mich zuhause fühle – wegen der Menschen, die mir sehr wichtig sind. 

In seinem Buch zitiert Daniel Schreiber die amerikanische Lyrikerin Maya Angelou: »Die schmerzhafte Sehnsucht nach einem Zuhause lebt in jedem von uns. Es ist die Sehnsucht nach dem Ort, an dem wir nicht in Frage gestellt werden.« 

Und genau das ist es. Unser Zuhause. Der Ort, an dem wir nicht in Frage gestellt werden. 

Erinnerungen an einen Ort, der nicht mehr existiert

Die Zugfahrt von Radolfzell am Bodensee nach Köln dauert etwas mehr fünf Stunden. In dieser Zeit habe ich »Zuhause« gelesen, musste immer wieder aufhören und nachdenken, war noch aufgewühlt von den Tagen davor. Vieles von dem Gelesenen vermischte sich mit den Gedanken, die mir beim Ausräumen des Elternhauses durch den Kopf gegangen sind. Fünf Tage lang hatte ich mich dort einquartiert, mit Isomatte und Schlafsack zwischen Staubflusen, alten Möbeln und Kartons. In diesem Haus bin ich aufgewachsen und tausend Bilder waren plötzlich wieder da. Die hohen Pappeln, auf die wir schauen konnten und deren Blätterrauschen im Sommer allgegenwärtig war. Die endlose Wiese vor unserem Haus am Stadtrand; jeden Abend sahen wir die Sonne hinter den Hegaubergen untergehen. Die Rauchsäulen der Herbstfeuer auf den Feldern. Der Geruch des feuchten Waldes beim Pilze suchen; lautlose Schritte auf nassen Fichtennadeln. Die vielen Obstbäume in unserem Garten und das Gefühl, einen Apfel zu pflücken und direkt zu essen. Aber auch das Brackwasser am Bodenseeufer, die knarrende Holztreppe in der Stadtbibliothek, mein erstes selbstgekauftes Buch in einer Buchhandlung mit dunklen Regalen. 1989 bin ich weggezogen, doch zwischen den Photoalben, den alten Briefen und Dokumenten, aufgezogenen Schubladen und geöffneten Schranktüren stand mir dieser Ort der Kindheit, das Zuhause meines Aufwachsens wieder klar vor Augen. Wie war das mit der Verklärung der eigenen Herkunft?

Aber die Pappeln sind schon längst gefällt, die große Wiese ist einem gesichtslosen Neubaugebiet gewichen, Herbstfeuer sind gesetzlich reglementiert, der Wald wird von der A81 zerschnitten, von den Obstbäumen stehen noch zwei in einem vollkommen verwilderten Garten, in der Stadtbibliothek gibt es jetzt einen gläsernen Anbau mit Aufzug, aber keine knarrende Holztreppe mehr und die Buchhandlung, in der ich mein erstes Buch selbst gekauft habe, ist schon seit dreißig Jahren aus der Stadt verschwunden. Nur der brackige Wassergeruch am Bodenseeufer ist immer noch da. 

Auch das ist Zuhause: Erinnerungen an einen Ort, der nicht mehr existiert, aber das Leben geprägt hat. Das Beitragsphoto habe ich im Wohnzimmer meines Elternhauses aufgenommen. Der Teppich ist uralt, die Vorhänge hingen schon dort, als ich in diesem Raum noch mit Lego auf dem Boden gespielt habe. Und rechts im Hintergrund steht der Schreibtisch, an dem ich als Grundschulkind saß und angefangen habe, die »Ilias und Odyssee«-Nacherzählung aus der Bibliothek abzuschreiben, weil ich dieses Buch unbedingt selbst haben wollte. Bald wird dies alles verschwunden sein, aber in meinem Kopf leben die Erinnerungen weiter. 

Fünf oder sechs Anläufe habe ich gebraucht, um diesen Text zu schreiben und als ich begonnen habe, wusste ich nicht, was dabei herauskommen würde. Eine reine Buchvorstellung ist es nicht geworden, aber das wäre in diesem Fall auch nicht möglich gewesen. Ich danke Daniel Schreiber für dieses intensive Leseerlebnis genau zur richtigen Zeit.

Und ich widme diesen Blogbeitrag meiner Mutter und meinem Vater. Ihr fehlt.

Dies ist ein Titel aus dem Leseprojekt Herkunft und Heimat.

Buchinformation
Daniel Schreiber, Zuhause
Hanser Verlag
ISBN 978-3-446-25474-9

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18 Antworten auf „Zuhause: Ort oder Gefühl?“

  1. Danke, Du hast diesen Text auch für andere geschrieben, denen es nicht anders geht. Es geht auch um die Frage, wie man der Herkunft eine Zukunft verschaffen kann. Das alles kann doch nicht einfach nur vergangen sein? Dieser Gedanke belastet. Was davon kann man wie für sich und für andere fruchtbar machen? Ein Weg ist sicher, die Geschichte einfach zu erzählen, wie sie nun einmal ist. Das ist hier getan worden. Allein dadurch ist die Vergangenheit bereits fruchtbar geworden.
    Aber da geht doch noch mehr? Was davon wirkt im eigenen, gegenwärtigen Leben? Vermutlich mehr als man denkt, ganz ohne eigenes Zutun. Was davon kann man an andere weitergeben? Was kann man alles daraus machen? — Und andererseits: Man darf sich von der Vergangenheit auch nicht erdrücken lassen. Jede Generation lebt neu. Und von manchem muss man sich trennen. — Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist hier auch gleich um die Ecke. Die Vorstellung, dass in dieser Welt letztlich nichts wirklich verloren geht, tut gut. Aber nicht jeder hat sie.
    Gelassenheit ist ein guter Ratgeber. Man ist auch nur ein Mensch, und kann in einem kurzen Leben leider nicht alles tun, was man gerne tun würde. Dass das Leben kurz ist, wird einem bei einer solchen Gelegenheit erst richtig bewusst. Man wird sich auf weniges konzentrieren müssen, damit man wenigstens das Wenige richtig hinbekommt. Heimat kann einfach auch heißen, eine Aufgabe, ein „Projekt“ zu haben, dem man sich verpflichtet fühlt, in dem man Sinn erblickt. Soweit meine Gedanken.
    Ich habe diesen Beitrag auch in der Familie der Buchhandlung mit den „dunklen Regalen“ weitergegeben, und dort ist er mit viel Zustimmung und Anteilnahme aufgenommen worden.

    1. Vielen herzlichen Dank für diesen schönen Kommentar. Und vielen Dank für das Weiterleiten – jetzt weiß ich auch, woher ich Deinen Namen kenne.
      Beste Grüße
      Uwe

  2. Hallo Uwe,
    mir geht es gerade ähnlich, mein Vater ist vor Kurzem verstorben und auch wir müssen nun das Elternhaus leerräumen, aus dem ich inzwischen ausgezogen bin, weil es zu groß für mich allein ist. Bei mir fühlt sich das zwiespältig an, ich habe zuletzt noch einmal 15 Jahre in dem Haus gelebt, habe dort aber auch eine wirklich unglückliche Jugend verbracht. Ich versuche regelrecht, die Gedanken daran zu aktivieren, wenn ich zum Räumen dort bin, damit es mir nicht so schwerfällt. Merkwürdig. Danke für den Buchtipp!

  3. Wohl noch ein Buch für meine Wunschliste.
    Danke für diesen sehr persönlichen Artikel. Gestern schrieb meine Schwester, sie würde jetzt weiter die Wohnung unserer Mutter, die im letzten November starb, aufräumen. Nein, Erkenntnisse verspräche ich mir nicht davon, dabei mitzuhelfen – meine Mutter hat auch schon vor Jahren Mengen an Unterlagen geschreddert, wie sie einmal erwähnte, auch alle Liebesbriefe unseres Vaters an sie. Daher verpasse ich nichts – meiner Schwester bleibt diese Last, da ihr das Haus gehört, das schon lange Zeit für mich kein Zuhause mehr war. Aber auch das wäre eine lange Geschichte …

    1. Vielen Dank für diesen persönlichen Kommentar – es ist ein Thema, das wohl jeden von uns einmal trifft. Und immer auf unterschiedliche Weise.

  4. Lieber Uwe,
    diese Buchvorstellung ist Dir eindrucksvoll gelungen mit dem Verweben eigener anamnetischer Skizzen zu Familien- und Ortsgeschichte.
    Mein Mitgefühl zum Abschied der Mutter sowie vom Haus der Kindheit. Die gemischten Gefühle sind nachvollziehbar beschrieben.
    Insbesondere in der Trauerzeit um meinen Vater vor über 25 Jahren hatten mich verschiedene gute Lektüren begleitet.
    Die Empfindung von heimatlichem Zuhause erfahre ich bei regelmäßigen Besuchen im Stadtteil. Während meine beiden älteren Brüder, die wieder dort leben, das Quartier nüchterner sehen, neige ich schon mal zu verklärenden Erinnerungen.
    Gute Wünsche und
    herzliche Grüße
    Bernd

  5. Ich konnte ganz viele Ihrer Gedanken und Gefühle nachvollziehen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Ausräumen der elterlichen Wohnung, dem endgültigen Abschiednehmen und dem „Vorrücken ind die erste Reihe“.
    Es ist schön, dass es Sie hier ins Rheinland verschlagen hat, und dass Sie in Köln ein Zuhause gefunden haben!

  6. Ein sehr Person Beitrag, der mich berührt. Wenn meine Mutter stirbt, es ist absehbar, wird es keine Wohnung mit Erinnerungen geben. Vor einigen Jahren zog sie in die Nachbarwohnung des Hauses, in dem sie seit 60 Jahren lebt. Bei diesem Umzug hat sie alles “ entsorgt“. Bilder , Fotos, Bücher. Einfach alles was mich erinnern könnte. Der Blick aus dem Fenster, ja da ist etwas das mich erinnern lässt. Seit 15 Jahren lebe ich wieder in der Stadt in der ich geboren wurde und wenn ich mit dem Rad unterwegs bin, über die Felder, habe ich oft das Gefühl, das mein Vater neben mir her fährt. Wie in meiner Kindheit. Er würde seine Heimat nicht wiedererkennen.

    Danke fürs Teilen.
    Liebe Grüße

    1. Vielen Dank für den persönlichen Kommentar. Ja, die Zeit kann Orte und Landschaften dramatisch verändern. Und nicht immer zum Besseren.
      Liebe Grüße

  7. Hallo,
    vielen Dank für diesen sehr persönlichen Beitrag. Ich kann gut verstehen, dass Sie beim Schreiben mehrere Anläufe gebraucht haben.
    Ich habe nur noch eine lose Bindung zu meinem alten Heimatort auf dem Land, wo ich hin und wieder meine Eltern besuche, die zum Glück beide noch leben. Bin bin 19 für das Studium von dort nach Erlangen weggezogen und jetzt hier wohnen geblieben.
    Als ich damals „Zuhause“ zu lesen begonnen habe, übrigens auch auf einer Zugfahrt von meiner Studienstadt zu meinen Eltern, hat es mir nicht viel sagen können. Ich bin nicht warm damit geworden und habe die Lektüre daher abgebrochen. Vielleicht muss ich es zu einem späteren Zeitpunkt in meinem Leben noch mal lesen.
    Viele Grüße

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