»So hätte ein Roman beginnen können, der im Reich der Toten spielte: mit den Schemen von Häusern, die sie fühlte, obwohl sie nicht mehr da waren, Geistergebäude, blumengeschmückt, fahnenbehängt, an jedem Fenster schreiende Menschen, ihre Heil-Rufe ein Echo, so wie alles in Deutschland nur noch ein Echo war – von Schamlosigkeit und Obszönität und Gier, von Hass, von weißer Farbe, die auf Schaufensterscheiben klatschte, von klirrendem Glas, von Zahnbürsten auf Straßenpflaster, vom Wegschauen, Schulterzucken, dem Was-hätte-ich-denn-tun-können, dem Das-ging-mich-nichts-an. Das schlimmste und lauteste Echo, der wahre Grund für all dies. Sie fragte sich, was käme, wenn die Echos irgendwann verhallt wären, wenn es still wurde.«
Der Roman »Ritchie Girl« von Andreas Pflüger ist voller Textstellen, die einen den Atem stocken lassen und die einen tief in die erzählte Geschichte hineinziehen. Doch diese starke Passage ragt noch einmal daraus hervor und ich konnte nicht anders, als die Buchvorstellung mit ihr beginnen zu lassen. Denn mit wenigen Worten skizziert der Autor darin ein Land in Trümmern, besiegt, zerstört, am Ende. Und beladen mit einer Schuld, wie es sie nie zuvor gegeben hat. „Täterland ist abgebrannt“ weiterlesen