Germinals Erben

Sorj Chalandon: Am Tag davor

Es ist die Schlüsselszene im Roman »Am Tag davor« von Sorj Chalandon: Zwei Brüder – der sechzehnjährige Michel und der dreißigjährige Joseph – brettern am 26. Dezember 1974 auf Josephs Moped durch die nächtlichen Straßen von Liévien-Lens, einer Stadt mitten im nordfranzösischen Kohlegebiet. Dieser Moment scheinbar ungetrübter Ausgelassenheit wird im Verlauf der Handlung immer wieder auftauchen, wird seine Bedeutung verändern und zum Schluss die Erzählung auf eine vollkommen neue Ebene hieven. Denn die nächtliche Mopedfahrt prägt das gesamte Leben des Ich-Erzählers Michel. Es ist der Tag davor. 

Sein von ihm vergötterter älterer Bruder Joseph ist Bergmann in der Zeche Saint-Amé, in der am nächsten Tag 42 Bergleute bei einem Unglück ums Leben kommen werden. Joseph stirbt ein paar Wochen später im Krankenhaus. „Germinals Erben“ weiterlesen

Acht Tage, sechs Bücher

Acht Tage, sechs Buecher

Ende Mai hatte ich eine Operation am Knie. Danach war ich im wahrsten Sinne des Wortes für acht Tage ausgebremst; damit die OP-Narbe gut verheilen konnte, verbrachte ich die Zeit mehr oder weniger liegend. Und lesend. Sechs Bücher sind es geworden, von denen vier schon länger im Regal standen und auf den richtigen Lesemoment gewartet haben. Ein neues Buch eines Lieblingsautors aus alten Zeiten war dabei, dann ein Buch, dass mich mit einer völlig unerwarteten Wucht traf. Ein Buch, das ich fast wieder weggelegt hätte, bevor eine kurze Textstelle mich geradezu in die Story hineingerissen hat. Ein Ausflug ins 19. Jahrhundert gehörte dazu, außerdem eine literarische Begegnung mit einem amerikanischen Kultautor. Und ein Buch, das weit hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist. „Acht Tage, sechs Bücher“ weiterlesen