Inspektor Pekkala hat zwei Markenzeichen: Ein augenförmiges Abzeichen, ein Smaragd in einer Emaille-Einlage auf einer fingergroßen Goldscheibe, verdeckt unter dem Revers getragen und einen großkalibrigen Webley-Revolver. Beides erhielt er aus den Händen des russischen Zaren, denn Pekkala ist sein persönlicher Spezialermittler, unbestechlich, unaufhaltsam, gefürchtet, bewundert, gehasst. Unter dem Namen »Das Smaragdauge« ist er im gesamten Zarenreich bekannt, ein lebender Mythos. Doch als wir ihn kennenlernen ist davon außer diesem Mythos nichts übrig geblieben: Das Buch »Der rote Zar« von Sam Eastland ist der erste Inspektor-Pekkala-Roman und beginnt im Jahr 1929 in einem sibirischen Straflager. „Diener zweier Herren“ weiterlesen
West. Ost. Konflikt
Den Ersten Weltkrieg assoziiert man gemeinhin mit Bildern von völlig verwüsteten Landschaften, durchzogen von Gräben, durchlöchert von Granateinschlägen. Dies ist aber nur eine Facette. Wie viele andere es gab, wird mir immer klarer, denn die hundertjährige Wiederkehr des Kriegsausbruchs nehme ich zum Anlass, mich intensiv mit der Thematik zu beschäftigen. Aus den zahlreichen Büchern, die es momentan über den Ersten Weltkrieg gibt, habe ich mir ein Leseprojekt zusammengestellt und bin dabei, immer tiefer in diese Epoche einzutauchen, die prägend für das gesamte 20. Jahrhundert war – und damit auch für die Welt, in der wir heute leben.
1914 war das deutsche Kaiserreich in einer selbst verschuldeten und denkbar ungünstigen Ausgangssituation und musste im Westen wie auch im Osten Krieg führen. Wie es genau dazu kam, schildert Christopher Clark meisterhaft in seinem Werk Die Schlafwandler. Für die Geschehnisse nach Ausbruch des Krieges habe ich zwei Sachbücher in die Leseliste mit aufgenommen, die thematisch für jeweils eine der beiden Himmelsrichtungen stehen. Zum einen »Verdun 1916« von Olaf Jessen und zum anderen »Kriegsland im Osten« von Vejas Gabriel Liulevicius. „West. Ost. Konflikt“ weiterlesen
Europas vergessene Ur-Katastrophe
Das Buch »Krimkrieg – Der letzte Kreuzzug« von Orlando Figes war eine echte Horizonterweiterung für mich. Ich hatte es schon ein paar Jahre im Regal stehen, es mehrmals angefangen, dann wieder zurückgestellt. Für jedes Buch gibt es den richtigen Zeitpunkt, aber um den herauszufinden muss man es erst einmal haben. Der richtige Zeitpunkt für dieses Buch war jetzt. „Europas vergessene Ur-Katastrophe“ weiterlesen
Leipzig, im Herbst
Schon wieder Leipzig. Diese Stadt erwähne ich oft, dabei habe ich dort nur vier Jahre gelebt. Aber in dieser Zeit ist sie mir ans Herz gewachsen, bis heute. Damals wohnte ich eine Weile im Stadtteil Stötteritz in einem unsanierten Altbau. Der schönste Platz in der Wohnung war der verglaste Balkon. Direkt davor, nur ein paar hundert Meter entfernt, thronte das Völkerschlachtdenkmal wie ein gewaltiger Steinklotz über den Dächern der Stadt. Ich saß dort oft mit einem Milchkaffee und schaute auf diese Szenerie.
Als geschichtlich Interessierter wusste ich, was es mit der Völkerschlacht auf sich hatte, habe mir aber bis vor Kurzem keine weiteren Gedanken über die damaligen Ereignisse gemacht. Mit dem Buch »1813« von Andreas Platthaus hat sich das geändert. »Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt« lautet der Untertitel: Wie wichtig für den Lauf der europäischen Geschichte die Geschehnisse waren, die sich vor exakt 200 Jahren um und in Leipzig abspielten, ist mir durch dieses Buch klar geworden. „Leipzig, im Herbst“ weiterlesen
Der Dostojewskij-Relaunch
Einmal, ein einziges Mal habe ich auf einer Buchmesse ein Buch gestohlen. Es war in Leipzig im Jahr 1998, dürfte also inzwischen verjährt sein. Außerdem geschah es eigentlich aus Versehen: Ich blätterte darin an einem Verlagsstand, völlig versunken. Der Stand, ohnehin nicht groß, wurde immer voller und ich wurde von den Menschenmassen hinaus gedrängt, immer noch lesend, ohne es richtig zu merken. Völlig gedankenverloren klappte ich das Buch irgendwann zu und steckte es ein. Später merkte ich, was passiert war und dann war es mir zu peinlich, an den Stand zurückzugehen. Das Buch war »Verbrechen und Strafe« von Fjodor Dostojewskij. Irgendwie passend. „Der Dostojewskij-Relaunch“ weiterlesen
Das Epos einer Niederlage
Am Eingang stand eine Kanone, groß, abweisend, bedrohlich. Direkt daneben sah man, was sie anrichten konnte: Der Brustpanzer eines Kürassiers war vorne und hinten großflächig durchschlagen, es blieb der Phantasie überlassen, was mit dem Menschen dazwischen geschehen sein mochte. Das war der erste Eindruck der großartigen Napoleon-Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn, die im Jahr 2012 stattfand. „Das Epos einer Niederlage“ weiterlesen