Der Funke in der Munitionsfabrik

Henrik Rehr: Der Attentaeter

Terroristische Anschläge und deren Gründe beherrschen die aktuelle Nachrichtenlage. Aber sie sind kein neues Thema, denn Attentate aus politischen, ideologischen oder fanatisch-religiösen Anlässen gibt es schon immer. Vor etwas mehr als einem Jahrhundert setzten die Schüsse des serbischen Terroristen Gavrilo Princip die halbe Welt in Brand, als er in Sarajevo den östereichisch-ungarischen Thronfolger und dessen Frau erschoß. Serbe, Nationalist, Terrorist – wer war dieser Princip? Wie wurde er zu einem Attentäter, der bereit war, sein eigenes Leben für diesen Anschlag wegzuwerfen? Was waren seine Beweggründe? Darüber gibt ein ganz besonderes Buch Auskunft, die Graphic Novel »Der Attentäter« von Henrik Rehr. Der Untertitel macht das Anliegen des Autors und Zeichners deutlich, »Die Welt des Gavrilo Princip« zu beschreiben. „Der Funke in der Munitionsfabrik“ weiterlesen

Schelm ohne Gesicht

Piere Lemaitre: Wir sehen uns dort oben

Mit drei unterschiedlichen Charakteren haben wir es in dem Buch »Wir sehen uns dort oben« von Pierre Lemaitre zu tun. Da ist einmal der skrupellose Schurke, der bereit ist, für seinen Erfolg über Leichen zu gehen, dann der naive Tor, unbeholfen, etwas zu gut für diese Welt und schließlich der gerissene, aber an sich gutmütige Schelm. Drei Charaktere, drei Personen, vom Schicksal aneinandergekettet, ohne es zu wollen. „Schelm ohne Gesicht“ weiterlesen

Angststaat, aus Asche geboren

Yali Sobol: Die Hände des Pianisten

Diesmal war es verdammt knapp. Tel Aviv ist schwer zerstört, Tausende Menschen sind im Krieg gestorben und nur im letzten Moment konnte die israelische Armee die völlige Katastrophe verhindern. Danach hat sie umgehend die Macht übernommen, um das Land wieder zu stabilisieren, eine zivile Regierung existiert nicht mehr, Generalmajor Meni Schamai herrscht mit seiner Militärjunta über das Land. Das ist die Ausgangslage des Romans »Die Hände des Pianisten« von Yali Sobol, dessen Handlung in einer nahen Zukunft angesiedelt ist, »nach dem letzten Krieg«, und das könnte jederzeit sein.

Ist das ein Roman über den Nahost-Konflikt? Eigentlich nicht. Israel ist lediglich eine Metapher, es geht vor allem darum zu erzählen, wie schnell sich in einem Land im Ausnahmezustand totalitäre Strukturen verfestigen können und was dies mit den Bewohnern, den Menschen macht. „Angststaat, aus Asche geboren“ weiterlesen

In Bewegung bleiben

Nic Pizzolatto: Galveston

»Du wirst geboren und vierzig Jahre später humpelst du aufgeschreckt von deinen Wehwehchen aus einer Bar. Niemand kennt dich. Du fährst über nachtschwarze Highways und erfindest ein Ziel, denn es kommt darauf an, in Bewegung zu bleiben. Deshalb steuerst du auf das Letzte zu, was du zu verlieren hast, ohne eine Ahnung, was du damit anfangen sollst.« Klingt ziemlich düster. Ist es auch. So wie es eben sein muss, denn Nic Pizzolatto hat mit »Galveston« einen ganz und gar großartigen Noir-Krimi geschrieben. „In Bewegung bleiben“ weiterlesen

Drama im Wüstensand

Alberto Vázquez-Figueroa: Tuareg

Auf der ewigen Hitliste der spannendsten Bücher, die ich jemals gelesen habe, dürfte dieses hier einen der Spitzenplätze einnehmen: »Tuareg« von Alberto Vázquez-Figueroa. 1981 das erste Mal erschienen, ist es inzwischen fast so etwas wie ein Klassiker. Selten habe ich erlebt, wie der Spannungsbogen in einem Buch direkt zu Beginn der Handlung nach oben schnellt, dort mit Ausnahme weniger kurzer Momente, in denen der Leser etwas Luft holen kann, auch bleibt und sich zu einem überraschenden und furiosen Ende steigert. „Drama im Wüstensand“ weiterlesen