Israels Schattenwelt

Liad Shoham: Stadt der Verlorenen und Ayelet Gundar-Goshen: Löwen wecken

Wir sind Zeugen eines Weltwandels, den wir in den letzten Jahren in der Rolle des Zuschauers miterlebten. So, als würde uns das alles nicht betreffen, als würden wir im ruhigen Auge eines Wirbelsturms leben. Das war ein Irrtum. Die Bilder von Flüchtlingen sahen wir schon seit Jahrzehnten, sie waren stets irgendwo ganz weit weg, auf anderen Kontinenten, fern unserer Wohlstandsgesellschaft. Und jetzt sind sie hier, mitten unter uns, vor unseren Toren, hunderttausende sind angekommen, hunderttausende sind unterwegs, ein Ende ist nicht abzusehen.

Andere Länder sind schon längst mit dieser Entwicklung konfrontiert, wie etwa Israel. Hier hat sich in den letzten Jahren eine regelrechte Schattenwelt etabliert; Flüchtlinge ohne Papiere leben im Elend, ignoriert von den einen, ausgebeutet von den anderen. Zwei Bücher beschäftigen sich intensiv damit und öffnen dem Leser eine Türe in eine düstere Gesellschaft, wie sie in Zukunft auch bei uns existieren könnte, wenn die falschen politischen Weichen gestellt werden. Es sind die Romane »Stadt der Verlorenen« von Liad Shoham und »Löwen wecken« von Ayelet Gundar-Goshen. „Israels Schattenwelt“ weiterlesen

Buchhändlers Traum

Petra Hartlieb: Meine wundervolle Buchhandlung

Irgendwie kennt das jeder von uns: Man sitzt mit ein paar Freunden zusammen, bei dem ein oder anderen Glas Wein oder Bier werden visionäre Geschäftsideen konzipiert oder es wird über mögliche Lebensentwürfe phantasiert. Und am nächsten Tag geht alles wieder seinen gewohnten Gang. Nicht so bei Petra und Oliver Hartlieb. In Hamburg wohnend waren sie bei Freunden in Wien zu Besuch, das Gespräch kam auf eine alteingesessene Wiener Stadtteilbuchhandlung, die wegen Insolvenz schließen musste. Man spann seine Gedanken weiter, erkundigte sich im Zuge dieser Spinnerei formlos nach dem Status der Buchhandlung und gab als eher halb ernstgemeinte Idee ein Gebot beim Insolvenzverwalter ab. Wenige Wochen später hatten die Hartliebs aus Hamburg eine Wiener Buchhandlung gekauft. Quasi versehentlich. Und Petra Hartlieb schreibt in ihrem Buch »Meine wundervolle Buchhandlung« darüber, wie alles kam. Wie alles wurde. Und wie alles ist. „Buchhändlers Traum“ weiterlesen

Todsichere Geschäfte

Oliver Bottini: Ein paar Tage Licht

Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass man sein Geld nicht mit Produkten verdient, die dazu hergestellt werden, um andere Menschen zu töten, zu verstümmeln, zu verletzen. Leider ist diese moralische Messlatte völlig verrutscht, die Rüstungsindustrie boomt und soeben wurden neue Zahlen über deutsche Waffenexporte veröffentlicht, die so hoch sind wie nie zuvor: Für fast sechs Milliarden Euro wurde 2013 Kriegsgerät ins Ausland verkauft (Nachtrag 2019: Tendenz steigend). Der Waffenhandel ist eine Welt für sich, völlig jenseits von Moral und Anstand, und in diese Welt der skrupellosen Geschäftsleute, halbseidenen Manager, schmierigen Politiker und korrupten Beamten führt uns das Buch »Ein paar Tage Licht« von Oliver Bottini. Doch es geht darin nicht nur um Waffenhandel, sondern um den Kampf für Freiheit, die Verstrickungen der Geheimdienste, ein autokratisches Regime, die Schatten der Vergangenheit und um eine Liebesgeschichte. Eine starke Mischung, aus der ein mitreißendes Buch entstanden ist. „Todsichere Geschäfte“ weiterlesen