Anfang 1996 arbeitete ich als Buchhändler und verkaufte Reiseführer. Beim Auspacken einer Kiste mit Novitäten fiel mir ein schmales Buch in die Hände, das eines meiner intensivsten Leseerlebnisse überhaupt auslöste. Der Titel lautete »Cafés in Prag« und machmal gibt es Momente, in denen man ganz plötzlich eine Eingebung hat oder eine plötzliche Idee, oder ein Plan glasklar vor dem inneren Auge erscheint. Das war ein solcher Moment. Einen Monat später kaufte ich eine Zugfahrkarte nach Prag und machte mich auf den Weg. „Kafkaesk in Prag“ weiterlesen
Süchtig nach einem Süchtigen
Angefangen hat alles auf der Frankfurter Buchmesse 2010. Genauer gesagt am Stand des Ullstein Verlags. Dort traf ich einen Verlagsmitarbeiter, mit dem ich zusammen studiert habe. Wir plaudern immer, wenn wir uns auf einer der beiden Buchmessen treffen. Dieses Mal drückte er mir mit der Bemerkung, ich würde doch Krimis mögen, zwei Bücher in die Hand. Wenn ich Bücher geschenkt bekomme, sage ich selbstverständlich nie Nein und so freute ich mich über »Der Erlöser« und »Der Schneemann«, beide von Jo Nesbø. Am nächsten Tag fuhr ich nach Hause, die Bücher im Gepäck. „Süchtig nach einem Süchtigen“ weiterlesen
Zeitlos schön: Ein Textbaustein* des Dorian Gray
Manchmal erkennt man die Schönheit einer Textstelle in einem Buch nicht gleich auf den ersten Blick. Vielleicht hat man zu schnell gelesen, vielleicht ist sie im Zusammenhang der Handlung nicht sofort aufgefallen und man bemerkt ihre Eleganz erst, wenn sie alleine steht. So ging es mir mit einem kurzen Abschnitt aus »Das Bildnis des Dorian Gray« von Oscar Wilde. Klar, das Buch kannte ich, fand es ganz gut und das war es dann. Dachte ich. „Zeitlos schön: Ein Textbaustein* des Dorian Gray“ weiterlesen
Wilder Westen unplugged
Ab und zu blättere ich im Globetrotter-Magazin. Es ist faszinierend, was es alles an Outdoor-Produkten gibt und wie viele ach so überlebenswichtige Dinge man unbedingt zum Wandern benötigt. Theoretisch. Man kann aber auch einfach seinen alten, abgewetzten Rucksack packen, loslaufen und dann monatelang ein Land erkunden. So hat es Wolfgang Büscher in den USA gemacht und er berichtet in seinem Buch »Hartland« eindrucksvoll darüber. Er ist der Fußgänger unter den Reiseschriftstellern. Nachdem er von Berlin nach Moskau gelaufen ist, dann einmal Deutschland komplett an den Grenzen entlang umwandert hat, war der USA-Trip sein nächstes großes Projekt. „Wilder Westen unplugged“ weiterlesen
Blutgeld für schöne Bücher
Letzte Woche habe ich mir nach vielen Jahren wieder einen Band der Anderen Bibliothek gekauft. Es ist das Buch »Preisen will ich die großen Männer« von James Agee mit den Photographien von Walker Evans. 1941 das erste Mal erschienen, war es das Ergebnis eines Rechercheprojekts des Autors und des Photographen, mit dem sie über die Lebensbedingungen der Farmerfamilien im Süden den USA berichteten. Es war eine Reise in die bitterste Armut – hohlwangige Männer, verhärmte Frauen, ernste Kinder und halbzerfallene Häuser. Die Weltwirtschaftskrise und die große Depression hatten in den USA ihre Spuren hinterlassen. Die Texte und Photos, die so zusammengetragen wurden, machen auch heute noch einen tiefen und bewegenden Eindruck. „Blutgeld für schöne Bücher“ weiterlesen
Könige der Lässigkeit
Dieses Buch ist, naja, einfach cool. Ich weiß, das war jetzt ein etwas schwacher Einstieg, aber es handelt sich dabei um ein Buch, das man schon als Gegenstand einfach haben muss. »Kings of Cool« von Don Winslow ist wunderschön gestaltet: Ganz in schwarz, sogar der Buchblock ist ringsum eingefärbt, ein Einband in Samtanmutung mit plakativ eingeprägter weißer Schrift. Ein großes Kompliment an die Herstellungsabteilung des Suhrkamp-Verlags. „Könige der Lässigkeit“ weiterlesen
Niemand kann sich heraushalten
Lissabon ist eine wunderschöne Stadt. Das erste Mal dort war ich 1988 während einer Interrailtour durch Südeuropa, auf dem Weg nach Marokko. Es ist schon lange her, aber ich kann mich noch gut an die Ankunft erinnern: Nach einer durchwachten Nacht im Gang eines überfüllten Zuges saßen wir früh am Morgen völlig übermüdet in einem Straßencafé am Praça Dom Pedro IV, tranken einen starken Kaffee und ließen den Trubel einer erwachenden Großstadt auf uns wirken. „Niemand kann sich heraushalten“ weiterlesen
Stalins spanisches Gold
Ein Mann ist auf der Suche nach seinem jüngeren Bruder, der irgendwo in Spanien unterwegs ist, wo genau weiß er nicht. Er gibt sich als Journalist aus, verliebt sich in eine russische Photographin und kommt per Zufall auf die Spur eines verschwundenen Goldschatzes. Klingt nach einer banalen Handlung, zudem ist das Buchcover nicht besonders ansprechend gestaltet und der Titel »Die Wahrheit stirbt zuletzt« des Romans von Leif Davidsen etwas aussagelos. Aber hinter all dem verbirgt sich eine großartige und lesenswerte Geschichte. „Stalins spanisches Gold“ weiterlesen
Südamerikanische Zeitreise
Seit vielen Jahren habe ich ein Faible für Südamerika, für Historisches und für gut geschriebene Reiseberichte. Umso neugieriger war ich auf das Buch »Kondor und Kühe« von Christopher Isherwood. Der angloamerikanische Schriftsteller brach im September 1947 zusammen mit dem Photographen William Caskey zu einer mehrmonatigen Reise auf. Sie führte ihn durch Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Peru und Argentinien – quer über die Anden bis nach Buenos Aires. Herausgekommen ist dabei ein stilistisch brillant geschriebener Reisebericht, der erst jetzt, 2013, im wunderbaren Liebeskind Verlag auf deutsch erschienen ist. „Südamerikanische Zeitreise“ weiterlesen
Das Epos einer Niederlage
Am Eingang stand eine Kanone, groß, abweisend, bedrohlich. Direkt daneben sah man, was sie anrichten konnte: Der Brustpanzer eines Kürassiers war vorne und hinten großflächig durchschlagen, es blieb der Phantasie überlassen, was mit dem Menschen dazwischen geschehen sein mochte. Das war der erste Eindruck der großartigen Napoleon-Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn, die im Jahr 2012 stattfand. „Das Epos einer Niederlage“ weiterlesen










