Tod Einhundertsechsundfünfzig

Christiane Frohmann (Hrsg.), Tausend Tode schreiben

Wir sind von Tod und Vergänglichkeit umgeben. Immer und überall, wohl fast jeder von uns hat seine Erfahrungen mit diesem Thema gemacht. Während meiner Schulzeit war ich zwei Jahre lang Sargträger auf dem städtischen Friedhof, ein makabrer, aber gut bezahlter Nebenjob. Beim achtlosen und durch Musik in den Kopfhörern von der Außenwelt abgeschotteten Überqueren von Bahngleisen wurde ich fast von einem Güterzug überfahren, der nur wenige Sekunden danach hinter mir vorbeidonnerte. Ein Erlebnis, das mir jahrelange Alpträume bescherte. Als Altenpflegehelfer war ich mehrmals dabei, als ein Mensch seinen letzten Atemzug tat; ein Mysterium, denn er war da, noch vor mir, seine Anwesenheit war noch im Raum spürbar und gleichzeitig war er einfach gegangen. Weit weg. Er ist nicht fassbar, dieser Tod und doch allgegenwärtig. Beunruhigend und faszinierend zugleich.

Im August 2014 startete der E-Book-Verlag Frohmann das Projekt »Tausend Tode schreiben«, dass alleine von seinem schieren Umfang her beeindruckend ist. „Tod Einhundertsechsundfünfzig“ weiterlesen

Achtzig Jahre sind ein Buch

Robert Seethaler: Ein ganzes Leben

Andreas Egger lebt achtzig Jahre lang in einem Hochtal der österreichischen Alpen. Der Schriftsteller Robert Seethaler erzählt auf 155 Seiten seine Geschichte, »Ein ganzes Leben« ist der Titel dieses großartigen Buches. Ich hatte schon viel davon gehört, es lag auch schon längst bereit, aber ich wartete auf einen ruhigen Moment. Letztes Wochenende hatte ich eine sechsstündige Zugfahrt vor mir, das schien perfekt. Nach fünf Stunden war ich damit durch und die restlichen sechzig Minuten verbrachte ich damit, über das nachzudenken, was ich gerade gelesen hatte. „Achtzig Jahre sind ein Buch“ weiterlesen

Eine Oase der Vergänglichkeit

Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin

In Berlin bin ich gerne, oft und regelmäßig. Auch wenn ich noch nie länger als drei Monate am Stück dort verbracht habe, fühle ich mich in dieser Stadt auf irgendeine Weise zu Hause, seit meinem ersten Besuch, der schon ziemlich lange her ist. Warum das so ist? Ich weiß es nicht, vielleicht eine Art Familienerbe? Meine Oma lebte dort während der gesamten Zwanzigerjahre, und obwohl ich in Süddeutschland geboren und aufgewachsen bin, stammt ein großer Teil meiner Familie aus den preußischen Landen – bevor zwei Weltkriege sie in alle möglichen Ecken Deutschlands verstreut haben. Aber das wollte ich eigentlich gar nicht erzählen, wobei die Beschäftigung mit dem Thema Heimat sicher eine interessante Literaturliste abgeben würde. Aber nicht jetzt. Nicht heute. Diesmal geht es um die Vergänglichkeit. „Eine Oase der Vergänglichkeit“ weiterlesen

Zeitlos glücklich?

Martin Suter: Die Zeit, die Zeit

»Ist es verrückt, wenn einer glaubt, die Zeit lasse sich ›zurückdrehen‹? Es ist verrückt, denkt Peter Taler anfangs, als er das Vorhaben des alten Knupp begreift, der ihm gegenüber wohnt. Denn der möchte etwas denkbar Unmögliches möglich machen.« Das ist der Klappentext des Buches »Die Zeit, die Zeit« von Martin Suter. Ein bisschen knapp, wie bei Diogenes üblich, aber Geschichten über Vergänglichkeit und die vergehende Zeit finde ich per se spannend. Also gekauft und gelesen. Und was soll ich sagen: Es hat sich gelohnt. Sehr. „Zeitlos glücklich?“ weiterlesen