Die Bücher meines Lebens

Die Buecher meines Lebens

Es gibt manchmal Tage, an denen man zurückschaut auf die Jahre und Jahrzehnte, die hinter einem liegen und sich verwundert die Augen reibt, wie schnell die Zeit vergangen ist. Der fünfzigste Geburtstag ist bei mir ein solcher Tag und ich bin froh, ihn zwar mit der ein oder anderen Narbe, aber ohne größere Blessuren erreicht zu haben. Denn das ist ganz und gar nicht selbstverständlich.

Ein Rückblick also. Und natürlich ein Rückblick, der sich mit Büchern beschäftigt. Der Beitragstitel kündigt es an, es geht um diejenigen, die in den letzten fünf Jahrzehnten die tiefsten Spuren hinterlassen haben, es geht um die Bücher meines Lebens. Auf fünfzehn Werke bin ich gekommen und sie möchte ich hier nun vorstellen. In chronologischer Reihenfolge. „Die Bücher meines Lebens“ weiterlesen

Zehn Sekunden mit Paul Auster

Paul Auster: 4321

Nach 1259 Seiten war das Buch zu Ende. Zugeklappt lag es vor mir und ich verabschiedete mich schweren Herzens von Archie Ferguson. Es fiel mir schwer, wir hatten einige Wochen miteinander verbracht, waren Vertraute, Freunde geworden. Aber jetzt musste ich ihn ziehen lassen, ihn, den vierfachen Helden aus Paul Austers »4 3 2 1«. Was für ein Roman! Und jetzt überlege ich seit ein paar Tagen, wie ich darüber schreiben soll. Wie sich einem Werk nähern, das bereits seit Wochen in Blogs und im Feuilleton besprochen und hochgelobt wird. Einer der ersten, der über »4 3 2 1« berichtet hat, war Jochen Kienbaum auf lustauflesen.de und er gelangte zum Fazit: »Das schreibe ich selten bis nie: 4321  ist ein Meisterwerk!« Und dem schließe ich mich von ganzem Herzen an.

Ein Meisterwerk also. Aber warum? Was macht dieses Buch so besonders, so anders? „Zehn Sekunden mit Paul Auster“ weiterlesen

Neues aus den USA

Neue Bücher von T.C. Boyle, Paul Auster, Jonathan Safran Foer und Hanya Yanagihara

Ich war noch niemals in New York (Nachtrag, eineinhalb Jahre später: Stimmt nicht mehr). Und noch niemals in San Francisco. Oder in Chicago. Noch niemals in den USA, außer einmal vier Stunden lang auf dem Flughafen von Los Angeles beim Warten auf den Anschlussflug nach Neuseeland. Durch unzählige Bücher und Filme fühlen sich die USA trotzdem stets irgendwie vertraut an, keine Ahnung wie oft ich mit Roman- oder Filmhelden schon in New Yorker Cafés saß, schnurgerade Straßen in eine endlose Weite hinein gefahren bin oder die Golden Gate Bridge im Nebel auftauchen sah.

Die USA sind für mich immer ein Sehnsuchtsort gewesen, trotz ihrer Doppelmoral, wegen der es unter 21-Jährigen zwar möglich ist, eine Waffe zu besitzen, nicht aber ein Bier zu kaufen. Oder trotz ihrer Prüderie, übertriebenen, weltfremden Political Correctness oder einer bornierten Religiösität, die das eigene Land in den Mittelpunkt stellt und dabei ausblendet, wie viel Elend die Außenpolitik Amerikas über die Welt gebracht hat. Aber Literatur aus den USA ist ein wesentlicher Bestandteil meines persönlichen Kanons. Einer, den ich auf keinen Fall missen möchte, der mich mit geprägt hat, auch wenn ich noch nie in dem Land war, das in so vielen Geschichten in meinem Kopf vorkommt.

Die meisten von uns schauen gerade fassungslos über den Atlantik und sehen, wie eine jahrhundertealte Demokratie durch einen blondierten Egomanen und seine Helfershelfer demontiert oder zumindest schwer beschädigt wird. Jeden Tag prasseln neue Nachrichten von Ungeheuerlichkeiten auf uns ein. Wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass ein sehr großer Anteil der Amerikaner es gut findet, was da gerade geschieht. Was das Ganze noch schwerer verständlich macht.

Aber das hier soll keine Analyse des politischen Zustands des land of the free and the home of the brave werden, sondern dieser Beitrag möchte daran erinnern, dass nach wie vor auch Gutes aus den USA kommt – Gutes in Form von großartiger Literatur. „Neues aus den USA“ weiterlesen