Todsichere Geschäfte

Oliver Bottini: Ein paar Tage Licht

Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass man sein Geld nicht mit Produkten verdient, die dazu hergestellt werden, um andere Menschen zu töten, zu verstümmeln, zu verletzen. Leider ist diese moralische Messlatte völlig verrutscht, die Rüstungsindustrie boomt und soeben wurden neue Zahlen über deutsche Waffenexporte veröffentlicht, die so hoch sind wie nie zuvor: Für fast sechs Milliarden Euro wurde 2013 Kriegsgerät ins Ausland verkauft (Nachtrag 2019: Tendenz steigend). Der Waffenhandel ist eine Welt für sich, völlig jenseits von Moral und Anstand, und in diese Welt der skrupellosen Geschäftsleute, halbseidenen Manager, schmierigen Politiker und korrupten Beamten führt uns das Buch »Ein paar Tage Licht« von Oliver Bottini. Doch es geht darin nicht nur um Waffenhandel, sondern um den Kampf für Freiheit, die Verstrickungen der Geheimdienste, ein autokratisches Regime, die Schatten der Vergangenheit und um eine Liebesgeschichte. Eine starke Mischung, aus der ein mitreißendes Buch entstanden ist. „Todsichere Geschäfte“ weiterlesen

Berliner Kulturpanorama

Guenter de Bruyn: Als Poesie gut

Eine pulsierende Literatur- und Kunstszene. Eine junge Avantgarde, die gegen das Establishment aufbegehrt. Literarische Salons. Vordenker. Verquickungen von Kunst und Politik. Affären. Intrigen. Dramen. Wer kann mit wem. Und vor allem: Wer kann mit wem nicht. Dazu eine Stadt im architektonischem Wandel. Das ist Berlin.

Das war Berlin. Um genau zu sein: Das war das kulturelle Leben im Berlin um das Jahr 1800. Günter de Bruyn lässt diese spannende Zeit in seinem Buch »Als Poesie gut« wieder auferstehen. „Berliner Kulturpanorama“ weiterlesen

Ausflug in Europas intellektuelles Herz

Lettre International - Europas Kulturzeitung

Ich werde nie das völlig unbewegliche Gesicht des DDR-Grenzsoldaten vergessen, der das Photo in meinem Reisepass ganz genau mit meinem Gesicht verglich. Minutenlang. Ich stand in einer Art Einzelkabine am Grenzübergang Berlin-Friedrichstraße, die Türen geschlossen, zwischen uns eine dicke Glasscheibe. Endlich schlug er meinen Pass zu und die Türe öffnete sich nach Ost-Berlin. Es war 1986, ich war 17 und zum ersten Mal in Berlin. Ein paar Jahre später war die DDR verschwunden.

Wie die Geschichte so spielt: Damals hätte ich es niemals für möglich gehalten, dass ich zwölf Jahre später mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit regelmäßig an der Stelle dieses Grenzübertritts vorbeikommen würde. Es war im Sommer 1998 und ich war Praktikant bei Lettre International.

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Im Reich der Finsternis

Robert Harris: Vaterland

Das Buch »Vaterland« von Robert Harris ist mir während meiner Buchhändlerlehre in den Neunzigern in die Hände gefallen und es hat mich bis heute nicht losgelassen. Es fängt an wie ein Krimi-Klischee: An einem trostlosen, verregneten Morgen wird die Leiche eines älteren Mannes in der Berliner Havel gefunden. Der Kripo-Ermittler Xaver März – was für ein Name! – untersucht den Tatort. März scheint wie aus einem Noir-Krimi entsprungen, desillusioniert, geschieden, zynisch, die Whiskyflasche im Schreibtisch, eine gescheiterte Existenz. „Im Reich der Finsternis“ weiterlesen

Berliner Luft

Gereon Rath Krimireihe

Ich lese gerne Krimis. Das ist ein Genre, in dem sich die Spreu vom Weizen trennt. Der Markt ist voll mit platten Thrillern, aufgepeppt mit Blut, Brutalität und unglaubwürdiger Action. Aber in dem ganzen Altpapier-Dschungel gibt es auch immer wieder fantastische Entdeckungen, manchmal sogar ganze Goldminen an spannender Literatur. Wie etwa die Krimiserie rund um den Ermittler Gereon Rath von Volker Kutscher. „Berliner Luft“ weiterlesen

Wie ich Herrn Lehmann traf

Sven Regener: Herr Lehmann | Kaffeehaussitzer

DAS Lieblingsbuch gibt es nicht. Aber »Herr Lehmann« von Sven Regener kommt dem schon sehr nahe. Alles fing damit an, als ich im Frühjahr 2001 Post bekam. Es war ein Bücherpäckchen von einer Freundin, die zu diesem Zeitpunkt gerade beim Eichborn-Verlag arbeitete. Darin war ein Leseexemplar von »Herr Lehmann« und ein Kärtchen, auf dem stand, das mir dieses Buch bestimmt gefallen würde. Das Problem: Im Frühjahr 2001 und besonders gerade zu dem Zeitpunkt, als mir dieses Buch in den Schoß fiel, war ich mitten in der heißen Phase meiner Diplomarbeit und hatte eigentlich absolut gar keine Zeit zum Lesen. „Wie ich Herrn Lehmann traf“ weiterlesen