Könige der Lässigkeit

Don Winslow: Kings of Cool

Dieses Buch ist, naja, einfach cool. Ich weiß, das war jetzt ein etwas schwacher Einstieg, aber es handelt sich dabei um ein Buch, das man schon als Gegenstand einfach haben muss. »Kings of Cool« von Don Winslow ist wunderschön gestaltet: Ganz in schwarz, sogar der Buchblock ist ringsum eingefärbt, ein Einband in Samtanmutung mit plakativ eingeprägter weißer Schrift. Ein großes Kompliment an die Herstellungsabteilung des Suhrkamp-Verlags. Überhaupt Suhrkamp. Als sich vor ein paar Jahren dieser Verlag als Symbol der gehobenen Literatur und des intellektuellen Diskurses anschickte, ein Krimi-Programm auf die Beine zu stellen, dachten sicher einige: Kann das gutgehen? Es ist gut gegangen. Und wie! Besonders freut es mich, dadurch Autoren wie Adrian McKinty oder eben Don Winslow entdeckt zu haben.

Kalifornien. Natürlich, bei dem Titel. Kalifornien bedeutet Sonne, Meer, Strand, Surfen und Kiffen. Ben, Chon und O sind drei Kalifornier, jung, gutaussehend und cool. Sie kiffen, aber vor allem verkaufen sie das Gras dafür. Alles ist entspannt, die Geschäfte laufen gut. Was die drei außerdem gemeinsam haben, sind kaputte Familienbeziehungen zu ihren Eltern. Sie reden nicht viel mit ihnen, wissen nicht viel über sie. Und dies wird zum Problem, ohne dass sie es merken. Denn auch ihre Eltern waren einmal cool und entspannt und haben Gras verkauft. In dieser Zeit, über 30 Jahre früher, hat sich in Kalifornien ein verzweigtes Dealer-Netzwerk etabliert, bis heute. Diese Leute möchten an Bens, Chons und Os Geschäften mitverdienen und die ganze Geschichte eskaliert. Welche Rolle spielen dabei die Eltern der drei? Und wie schaffen sie es, sich zu wehren?

Der Autor mixt verschiedene Erzählstile und wechselt dabei gerne auch mal die Perspektive. Auf der einen Seite Ben, Chon und O in all ihrer unangreifbaren Lässigkeit, auf der anderen Seite deren Eltern, frustriert, abgestumpft, kaputt: »Was passiert ist? Erst willst du eine neue Welt erschaffen und dann merkst du, dass du eigentlich nur noch deinen Weinkeller auffüllen und die Glasveranda ausbauen willst, du siehst, dass du älter wirst, und fragst dich, ob du dafür schon genug beiseite gelegt hast und plötzlich merkst du, dass dir die Jahre Angst machen, die vor dir liegen. Das ist passiert. Wir wurden müde, wir wurden alt, wir hörten auf zu träumen, wir lernten uns zu verachten, unseren jugendlichen Idealismus abzulehnen, wir haben uns billig verkauft, wir sind nicht die, die wir sein wollten.« Ein Drogenthriller mit Generationenkonflikt also.

Besonders gut gefällt mir an der Geschichte die gekonnte Verwendung verschiedener Zeitebenen, mit denen der Autor die unselige Verknüpfung von Vergangenheit, Gegenwart und familiären Verstrickungen darstellt. Dazu die lakonische Sprache, zugespitzte Dialoge und das richtige Maß an überraschender Action. Kurz: Ein Lesevergnügen. Ganz besonders mag ich – wie bereits eingangs geschrieben – dabei die Aufmachung des Buches, die Gestaltung. Ich bin ein sehr haptischer Mensch und als ich das Buch in einer Buchhandlung der erste Mal in der Hand hielt, musste ich es einfach haben. Unter diesem Gesichtspunkt finde ich E-Books recht unspannend. Sie reduzieren das Buch auf den bloßen Text. Manchen genügt das. Mir nicht, denn das Buch ist die Verpackung des Textes, es transportiert ihn zum Leser, es inspiriert, sich mit ihm zu beschäftigen und macht ihn individuell.

Und wer wissen will, wie es mit Ben, Chon und O weitergeht: »Zeit des Zorns« ist die Fortsetzung. Da wird es dann zunehmend finsterer im coolen Kalifornien.

Buchinformation
Don Winslow, Kings of Cool
Aus dem Amerikanischen von Conny Lösch

Suhrkamp Verlag
ISBN 978-3-518-46400-7

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3 Antworten auf „Könige der Lässigkeit“

  1. Danke für die Beschreibung – nun bin ich auch neugierig geworden und werde meinem lokalen Buchdealer (um beim Thema zu bleiben ;-) ) auch einen Besuch abstatten…und Ja: ebooks kommen da nicht ran…

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