Zwölf Leben, zwölf Kämpfe

Bernadine Evaristo: Mädchen, Frau etc.

Beinahe hätte ich ein beeindruckendes Leseerlebnis verpasst. Der Roman »Mädchen, Frau etc.« von Bernadine Evaristo wäre ohne eine der Buchhandlungen meines Vertrauens an mir vorbeigegangen, denn nach den ersten Ankündigungstexten hatte ich das Buch gedanklich in die Schublade ›identitätspolitisches Manifest‹ gepackt und hätte es niemals auch nur in die Hand genommen. Der identitätspolitische Aktivismus unserer Zeit steht in meinen Augen für ein Gegeneinander statt einem Miteinander, für Ab- und Ausgrenzung, für eine brachiale Einteilung der Menschen in Gut und Böse und für eine Verneinung menschlicher Individualität. Mit dem eigentlichen Anliegen, Rassismus, Unterdrückung, Diskriminierung und deren Strukturen zu bekämpfen, hat dies längst nichts mehr zu tun; die Fanatiker einer linken Identitätspolitik sind inzwischen so weit nach links abgebogen, dass sie auf der rechten Seite wieder herausgekommen sind. Denn der rechtsidentitäre Populismus mag zwar konträre Ziele verfolgen, in ihrem Menschenrechtsrelativismus und in ihrem Antiuniversalismus ähneln sich die beiden Fronten aber auf fatale Weise, wie es in der ZEIT treffend analysiert wurde.

Aber ich schweife ab, denn es soll ja um das Buch von Bernadine Evaristo gehen, das mit einem fehlgeleiteten Aktivismus nichts zu tun hat. Ganz im Gegenteil. „Zwölf Leben, zwölf Kämpfe“ weiterlesen

Könige der Lässigkeit

Don Winslow: Kings of Cool

Dieses Buch ist, naja, einfach cool. Ich weiß, das war jetzt ein etwas schwacher Einstieg, aber es handelt sich dabei um ein Buch, das man schon als Gegenstand einfach haben muss. »Kings of Cool« von Don Winslow ist wunderschön gestaltet: Ganz in schwarz, sogar der Buchblock ist ringsum eingefärbt, ein Einband in Samtanmutung mit plakativ eingeprägter weißer Schrift. Ein großes Kompliment an die Herstellungsabteilung des Suhrkamp-Verlags. „Könige der Lässigkeit“ weiterlesen