Zürich liest 2016: Zurechtgeschnitzt

Zürich liest 2016: Das Programm

Zürich liest ist das größte Lesefestival der Schweiz. Trotzdem hatte ich es bisher nur am Rande wahrgenommen, von Köln aus gesehen liegt Zürich eben nicht gerade um die Ecke. Das wird sich dieses Jahr komplett ändern, denn als einer von fünf offiziellen Blogger-Kooperationspartnern ist der Kaffeehaussitzer vor Ort und ich freue mich jetzt schon auf intensive Literaturerlebnisse Ende Oktober. Aber es wird nicht einfach, denn die Festivalmacherinnen Janka Wüest, Violanta von Salis und Natalie Widmer haben zusammen mit ihrem Team ein äußerst abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Die Qual der Wahl, aber ein angenehmes Luxusproblem.

Wie meine Bloggerkolleginnen von Buzzaldrins Bücher, Die Buchbloggerin, Frau Hemingway und Pinkfisch habe auch ich mir im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, welche Lesungen oder Veranstaltungen in Zürich besucht werden möchten. Wegzeiten zwischen den einzelnen Locations mussten berücksichtigt, Entscheidungen bei gleichzeitig stattfindenden Termin schweren Herzens getroffen werden. Herausgekommen ist dabei eine – wie ich glaube – sehr spannende Mischung. Zurechtgeschnitzt und angepasst an den eigenen Geschmack.

Am Donnerstag, den 27. Oktober landet mein Flieger am Nachmittag in Zürich. Man gönnt sich ja sonst nichts, könnte ich sagen, aber das Fliegen war perverserweise günstiger als ein Zugticket. Doch ist die Zeitersparnis der entscheidende Grund für die Wahl des Transportmittels, denn so kann ich Tim Parks und Peter Stamm am Abend zuhören, wenn sie darüber diskutieren, Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen – der Titel einer Essaysammlung von Tim Parks, die brillant geschrieben ist, mir in ihrer Abgeklärtheit aber nicht ganz zugesagt hat. Umso interessanter wird es, ihn live zu erleben.

Am Freitag wartet die Ausstellung Gomringer & Gomringer auf einen Besuch. Die Gedichte der Lyriker Eugen Gomringer (Vater) und Nora Gomringer (Tochter) werden hier in Bild, Ton, Video und Text präsentiert. Weiter geht es mit einem Food Tasting at the Bookshop, einer kulinarischen Reise quer durch die Welt der Kochbücher. Es folgt ein Besuch beim Rotpunktverlag, der seine Türen für interessierte Besucher öffnet, eine Podiumsdiskussion Peter Weiss zum 100. (die mich daran erinnern wird, dass ich »Ästhetik des Widerstands«“ imme noch nicht gelesen habe) und eine Nachtlesung in der Krypta mit Nadja Küchenmeister.

Der Samstag beginnt mit einer Führung durch die Bibliothek der Museumsgesellschaft, bei der es u.a. um Werke von Keller, Joyce und Lenin gehen wird – eine Mischung, die neugierig macht. Notiz an mich: Wenn die Zeit reicht, unbedingt das Grab von James Joyce besuchen, der in Zürich beerdigt wurde. Danach geht es mit der Krimi-Tram quer durch die Stadt; eine Lesung besuchen, während man in der Tram durch die Straßen fährt, das hat was. Ein Highlight wird die daran anschließende Veranstaltung Grenzenlose Literatur mit Michael Fehr und Raoul Schrott sein. Anschließend geht es mit dem Schiff hinaus auf den Zürichsee, während Alex Capus aus seinem Buch »Das Leben ist gut« liest. Wieder an Land folgt die Lesung mit Christian Kracht. Zwar hat mich sein neues Buch »Die Toten« etwas ratlos zurückgelassen, aber seit »Faserland« und »1979« wollte ich ihn schon immer einmal live erleben. Das ist für mich mit die schwerste Entscheidung gewesen, denn so entgeht mir das Salonpalaver, u.a. mit Claudia Vamvas, die als Akkordeonistin eine von mir hoch geschätzte Twitterin ist, die ich ebenfalls gerne einmal im realen Leben kennengelernt hätte. Aber »Faserland« ist ein Buch, dass mich seit 20 Jahren begleitet … Ausklingen wird der Tag dann wohl Nachts im Karl.

Sonntags freue ich mich schon auf das Gespräch über Israelische Schattenwelten zwischen den Autoren Liad Shoham und Dror Mishani. Shohams Buch »Stadt der Verlorenen« hat mich sehr beeindruckt, es zeigt, wie eine gescheiterte Flüchtlingspolitik eine ganze Gesellschaft dramatisch verändern kann. Sollte die Zeit reichen, geht es noch zu Weggehen – Ein Spaziergang der Abschiede. Veranstalter ist die Agentur für Gehkultur, ein Name, der mich als leidenschaftlicher Zu-Fuß-Geher begeistert.

Und dann? Mit der Abendmaschine nach Hause.

Bei aller Planung bin ich aber sehr gespannt, welche unerwarteten Begegnungen, welche spontanen Diskussionen und Gespräche auf uns Blogger vor Ort zukommen werden. Die Vorfreude ist jedenfalls sehr, sehr groß.

Festival-Informationen
Zürich liest 2016
26. bis 30. Oktober
zuerich-liest.ch

#zl16
@zuerich_liest

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