Im August 2013 sorgte der Kurzfilm eines Filmakademie-Absolventen für Kontroversen. Zwei Dinge irritieren gleich in den ersten Sekunden des Films: Der nagelneue Mercedes passt nicht in die sepiafarben gehaltene Landschaft mit einem Dorf und Menschen aus dem 19. Jahrhundert. Und es ist kein Fahrer in dem schnell fahrenden Auto zu erkennen. Dafür reagiert der fahrerlose Wagen zuverlässig und intelligent: Zwei Mädchen spielen auf der Straße, das Fahrzeug bremst. Kurz darauf springt ein Junge auf die Fahrbahn. Der Mercedes beschleunigt und überfährt das Kind. Die Mutter schreit mit schreckgeweiteten Augen »Adolf!«, das Auto fährt weiter, passiert das Ortsschild »Braunau am Inn«, in der mercedeseigenen Schrift wird eingeblendet »Erkennt Gefahren, bevor sie entstehen«. „Es kommt alles anders“ weiterlesen
Zeitlos glücklich?
»Ist es verrückt, wenn einer glaubt, die Zeit lasse sich ›zurückdrehen‹? Es ist verrückt, denkt Peter Taler anfangs, als er das Vorhaben des alten Knupp begreift, der ihm gegenüber wohnt. Denn der möchte etwas denkbar Unmögliches möglich machen.« Das ist der Klappentext des Buches »Die Zeit, die Zeit« von Martin Suter. Ein bisschen knapp, wie bei Diogenes üblich, aber Geschichten über Vergänglichkeit und die vergehende Zeit finde ich per se spannend. Also gekauft und gelesen. Und was soll ich sagen: Es hat sich gelohnt. Sehr. „Zeitlos glücklich?“ weiterlesen
In die Falle gegangen? Ein Textbaustein*, mitwachsend
»›Ach‹, sagte die Maus, ›die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, dass ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, dass ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, dass ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.‹ – ›Du musst nur die Laufrichtung ändern‹, sagte die Katze und fraß sie.«
Schon wieder Kafka. Das ist kein Wunder, begleiten mich seine Texte schon seit vielen Jahren, die Kafka-extrem-Woche in Prag war dabei eine meiner intensivsten Leseerfahrungen. Und dieser Text hier, die »Kleine Fabel«, ist diejenige seiner Erzählungen, an die ich am häufigsten denken muss. „In die Falle gegangen? Ein Textbaustein*, mitwachsend“ weiterlesen
Wo liegt Faserland?
Wenn ich schaue, über welche Bücher ich bis jetzt geschrieben habe, dann scheinen die Neunziger Jahre bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen zu haben. Da kann ich hier gleich noch einen Titel nachlegen: »Faserland« von Christian Kracht ist 1995 erschienen. Das Buch war das erste des Autors und der Protoyp eines neuen Erzählstils, der Schule machen sollte. „Wo liegt Faserland?“ weiterlesen
Positiv denken mit Franz Kafka*
Es gibt Momente im Leben, die sind von solch unglaublich kristallener Klarheit, als wäre gerade ein Vorhang weggezogen worden, der die Gedanken blockiert hatte. Solche Schlüsselmomente sind selten, daher bleiben sie meist sehr lange in Erinnerung. Als ich im Frühjahr 1991 lesend im Kaffeehaus saß, habe ich einen solchen erlebt. „Positiv denken mit Franz Kafka*“ weiterlesen





