Jeder Roman hat eine Entstehungsgeschichte, doch nur wenige sind so charmant wie die von »I get a Bird«. Denn alles begann mit dem Wurf einer Münze – so erzählen es Anne von Canal und Heikko Deutschmann, die das Buch gemeinsam verfasst haben. Seit vielen Jahren sind die beiden miteinander befreundet und bei einem ihrer Gespräche ging es um die Kunst des Briefeschreibens; eine Kunst, die in unserer Welt im Begriff ist, zu verschwinden. Wie wäre es wohl – so die Überlegung – wenn zwei vollkommen Fremde einen Briefwechsel begännen. Natürlich gibt es etliche Romane zu genau dieser Idee, aber sie stammen stets aus der Feder eines einzigen Autors, einer einzigen Autorin. Doch wie würde es sich entwickeln, wenn es tatsächlich zwei Personen wären, die sich schreiben? Die beiden beschlossen, dies auszuprobieren; jeder würde eine fremde Identität annehmen und unter diesen Namen begänne ein Briefwechsel. Nicht abgesprochen, spontan und unberechenbar. Nur wer sollte damit anfangen, wer den ersten Brief schreiben? „Aus einem Münzwurf wird Literatur“ weiterlesen
Bügeln mit Pearl Jam
Kaum eine Tätigkeit im Haushalt kann ich so wenig leiden wie das Bügeln. Man könnte auch sagen, dass ich es hasse. Wenn man aber in einem Alter ist, in dem zerknitterte Hemden nicht mehr unangepasst, sondern eher ungepflegt aussehen, bleibt einem von Zeit zu Zeit leider nichts anderes übrig, als sich an diese ungeliebte Arbeit zu machen.
Das Gute dabei: Zwar haben in der Wohnung längst Spotify & Co. Einzug gehalten, neben dem Bügelbrett steht aber das unverwüstliche CD-Regal mit seinen Schätzen aus der Vergangenheit. Und so ist das Bügeln meist begleitet von unglaublich lauter Musik (so wie früher) mit entspanntem Headbangen (fast so wie früher). Frank Goosen hat in seinem wunderbaren Buch »So viel Zeit« passende Worte dazu geschrieben: »Musik brachte einen in Kontakt zu jemanden, den man früher gekannt hatte, dem Jemand, der man gewesen ist, bevor man der wurde, der man jetzt war.«
Und genau so ist es. Jeder von uns kennt sie wahrscheinlich, die Erinnerungen, die man mit bestimmter Musik verbindet und die sofort wieder präsent vor einem stehen. Als wären nicht Jahre oder Jahrzehnte vergangen, sondern nur ein paar Wochen.
Als ich kürzlich wieder einmal das Bügeleisen einsteckte und den Lautstärkeregler nach rechts drehte, war dieses Erinnern, dieses Gefühl der Verbundenheit mit der eigenen Geschichte allerdings so intensiv wie nur ganz selten zuvor. „Bügeln mit Pearl Jam“ weiterlesen