Die Geschichte des Staates Israel lässt sich auf verschiedene Weise erzählen. Als Geschichte des Aufbruchs nach den Grauen der Shoah. Als Geschichte eines kleinen Landes, das sich als einzige Demokratie des Nahen Ostens behauptet – umgeben von Todfeinden. Als Geschichte der Verwirklichung des Traums eines jüdischen Staates auf historischem jüdischen Boden. Als Geschichte einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft in permanentem Verteidigungszustand. Oder als Geschichte eines Landes, in dem sich Drogenkartelle und das organisierte Verbrechen ausbreiten, in dem die Korruption wuchert wie ein Geschwür und die Verstrickung zwischen Politik und Kriminalität zum Alltag gehört. Genau darum geht es in dem Roman »Maror« des israelischen Autors Lavie Tidhar. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und wie nebenbei tauchen historische Wegmarken und bekannte Namen auf, während sich viele kleine Tragödien in einem großen Drama abspielen – und alles ist miteinander aufs Engste verzahnt. „Ein Buch wie ein Flächenbrand“ weiterlesen
In zwei Welten
In New York begegnen sich durch Zufall zwei junge Menschen, die sich ineinander verlieben und eine intensive Zeit miteinander verbringen. Etwas, das tagtäglich geschieht. Doch diese beiden wissen von Beginn an, dass diese Zeit nur ein paar Monate dauern, dass ihre Liebe keine Zukunft in ihren jeweiligen Welten haben kann. Denn Liat ist Israelin und Chilmi Palästinenser. Im Roman »Wir sehen uns am Meer« erzählt Dorit Rabinyan ihre Geschichte. „In zwei Welten“ weiterlesen
Angststaat, aus Asche geboren
Diesmal war es verdammt knapp. Tel Aviv ist schwer zerstört, Tausende Menschen sind im Krieg gestorben und nur im letzten Moment konnte die israelische Armee die völlige Katastrophe verhindern. Danach hat sie umgehend die Macht übernommen, um das Land wieder zu stabilisieren, eine zivile Regierung existiert nicht mehr, Generalmajor Meni Schamai herrscht mit seiner Militärjunta über das Land. Das ist die Ausgangslage des Romans »Die Hände des Pianisten« von Yali Sobol, dessen Handlung in einer nahen Zukunft angesiedelt ist, »nach dem letzten Krieg«, und das könnte jederzeit sein.
Ist das ein Roman über den Nahost-Konflikt? Eigentlich nicht. Israel ist lediglich eine Metapher, es geht vor allem darum zu erzählen, wie schnell sich in einem Land im Ausnahmezustand totalitäre Strukturen verfestigen können und was dies mit den Bewohnern, den Menschen macht. „Angststaat, aus Asche geboren“ weiterlesen