Die zehn Leseregeln von Roger Willemsen. Ein Textbaustein*

Roger Willemsen: Liegen Sie bequem? Vom Lesen und von Buechern

Was für eine wunderbare Lektüre: Im Buch »Liegen Sie bequem?« sind Texte von Roger Willemsen versammelt, in denen es um das Lesen geht, um Bücher und um Literatur: Buchbesprechungen, kurze Porträts von Autorinnen und Autoren quer durch die Literaturgeschichte, manchmal knappe, manchmal ausführliche Leseempfehlungen, fiktive wie tatsächlich geführte Interviews, Kolumnen, Streitgespräche, Feuilletonbeiträge, Aufzeichnungen und Notizen. Ein wahres Roger-Willemsen-Lesebuch und ein Genuss von der ersten bis zur letzten Seite. 

Roger Willemsen ist 2016 mit nur sechzig Jahren gestorben. Viel zu früh. Der Journalist, Moderator, Autor und Literaturkritiker faszinierte auf vielen Bühnen unzählige Menschen mit seiner nahbaren Intellektualität und seiner brillanten Art, Dinge auf den Punkt zu bringen. Und genau deshalb ist es ein großes Lesevergnügen, sich durch Willemsens Gedanken zu lesen, die stilistische Eleganz seiner Sätze zu genießen und den eigenen Horizont – fast wie nebenbei – permanent erweitert zu finden. „Die zehn Leseregeln von Roger Willemsen. Ein Textbaustein*“ weiterlesen

Die Welt der Buchblogs

Die Welt der Buchblogs

Bei der permanenten Suche nach neuen Lektüren gibt es für mich zwei wichtige Inspirationsquellen: Zum einen der Bummel durch die Buchhandlungen meines Vertrauens. Und zum anderen das Flanieren durch die bunte, vielfältige Welt der Literaturblogs. Diese Vielfalt finde ich immer wieder faszinierend und seit 2016 stelle ich in einer monatlichen Kolumne meine Fundstücke vor, die ich beim Blog-Flanieren entdecke; seien es Buchbesprechungen, Texte über die Buchbranche oder Beiträge zu gesellschaftlichen Entwicklungen.

Bis Ende Dezember 2024 erschien diese Online-Kolumne als »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« in der Zeitschrift BuchMarkt, seit Januar 2025 wird sie unter dem neuen Titel »Der Buchblog-Flaneur« bei Börsenblatt.net veröffentlicht, der Online-Ausgabe des Börsenblatts des Deutschen Buchhandels, dem offiziellen Magazin der Buchbranche. Dieser Wechsel war Anfang des Jahres der Anlass, für die Print-Ausgabe des Börsenblatts einen Text über die Welt der Buchblogs zu schreiben – wie es anfing und was sich alles daraus entwickelte. In einer leicht erweiterten Version erscheint der Text nun auch hier im Blog. „Die Welt der Buchblogs“ weiterlesen

»But then you read.« Ein Textbaustein* von James Baldwin

»But then you read.« Ein Textbaustein von James Baldwin

Seit Jahren nehme ich es mir vor, aber tatsächlich habe ich noch kein einziges Buch von James Baldwin gelesen. Irgendwie hat es nie gepasst oder ein anderer Titel kam dazwischen. Jetzt wäre er hundert Jahre alt geworden und anlässlich dieses Jubiläums sind die Werke des Ausnahmeautors noch einmal präsenter in meiner Wahrnehmung – sehr lesenswert ist zum Beispiel der Beitrag im Blog intellectures über sein Leben, seine Bücher und deren Rezeption bis heute. Ein Text, der deutlich macht wie untrennbar Baldwins Schreiben und Leben miteinander verbunden sind. Schreiben, um zu leben. Und nicht zuletzt ist es diese Intensität, die ihn nach seinem Tod zu einer ikonischen Figur werden ließ. „»But then you read.« Ein Textbaustein* von James Baldwin“ weiterlesen

Der Brief mit der Axt

Franz Kafkas Brief mit der Axt

Franz Kafkas Satz mit der Axt und dem Buch und dem gefrorenen Meer kennt wahrscheinlich jeder literaturinteressierte Mensch; er wurde so oft zitiert, dass er fast zu einem Gemeinplatz geworden ist. Leider, muss man sagen, denn es gibt kaum eine Formulierung, mit der sich die Macht der Literatur, des geschriebenen Wortes besser ausdrücken lässt. Besonders, wenn man sich nicht nur diesen einen Satz anschaut, sondern den gesamten Brief, aus dem er stammt. Der zwanzigjährige Franz Kafka berichtet darin von einem überwältigenden Leseerlebnis und der Abschnitt, in dem sich der Axt-Satz befindet, ist nur ein kleiner Teil davon. Es ist sehr leicht, diesen Brief online zu finden, eine schnelle Recherche genügt. Geschrieben wurde er von Kafka in Prag im Januar 1904 an seinen gleichaltrigen Schul- und Studienfreund Oskar Pollak, der zu dieser Zeit ein Semester pausierte. Hier ist er in Gänze. „Der Brief mit der Axt“ weiterlesen

Acht Tage, sechs Bücher

Acht Tage, sechs Buecher

Ende Mai hatte ich eine Operation am Knie. Danach war ich im wahrsten Sinne des Wortes für acht Tage ausgebremst; damit die OP-Narbe gut verheilen konnte, verbrachte ich die Zeit mehr oder weniger liegend. Und lesend. Sechs Bücher sind es geworden, von denen vier schon länger im Regal standen und auf den richtigen Lesemoment gewartet haben. Ein neues Buch eines Lieblingsautors aus alten Zeiten war dabei, dann ein Buch, dass mich mit einer völlig unerwarteten Wucht traf. Ein Buch, das ich fast wieder weggelegt hätte, bevor eine kurze Textstelle mich geradezu in die Story hineingerissen hat. Ein Ausflug ins 19. Jahrhundert gehörte dazu, außerdem eine literarische Begegnung mit einem amerikanischen Kultautor. Und ein Buch, das weit hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist. „Acht Tage, sechs Bücher“ weiterlesen

Über den Umgang mit Büchern

Eigentlich ist es fast so etwas wie die Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet der Blogbeitrag über das Wegschmeißen von Büchern zu den meistgelesenen hier auf Kaffeehaussitzer gehört. Darin hatte ich beschrieben, wie befreiend es sein kann, ein Buch, das sich als Lesezeitverschwender herausgestellt hat, einfach ins Altpapier zu werfen. Sucht man auf Google nach diesem Thema, stand der Blogbeitrag lange Zeit an Platz eins der Suchergebnisse, bis ein Artikel aus der FAZ diese Stelle eingenommen hat. Und obwohl der Text jetzt schon ein paar Jahre alt ist, kommen nach wie vor neue Besucher darüber auf den Blog; die Frage nach dem Wegschmeißen von Büchern scheint viele zu bewegen.

Ironie des Schicksals – das habe ich geschrieben, weil die Menschen, die mich gut kennen, wissen, wie wichtig mir der sorgfältige Umgang mit meinen Büchern ist. Ohne besonders darauf zu achten, sieht bei mir ein gelesenes Buch fast noch unbenutzt aus, von ein paar Bleistiftmarkierungen im Inneren abgesehen. Und einmal hatte ich einen Albtraum, bei dem ich auf der Flucht vor irgendetwas sehr, sehr Furchterregendem nicht vorangekommen bin, weil ich auf keinen Fall die vielen Bücher zurücklassen wollte, die ich bei mir trug.

Daher gibt es jetzt diesen Blogbeitrag über meinen Umgang mit Büchern, über meine ganz persönlichen Gebräuche, Rituale und Marotten. „Über den Umgang mit Büchern“ weiterlesen

Die Bücher meines Lebens

Die Buecher meines Lebens

Es gibt manchmal Tage, an denen man zurückschaut auf die Jahre und Jahrzehnte, die hinter einem liegen und sich verwundert die Augen reibt, wie schnell die Zeit vergangen ist. Der fünfzigste Geburtstag ist bei mir ein solcher Tag und ich bin froh, ihn zwar mit der ein oder anderen Narbe, aber ohne größere Blessuren erreicht zu haben. Denn das ist ganz und gar nicht selbstverständlich.

Ein Rückblick also. Und natürlich ein Rückblick, der sich mit Büchern beschäftigt. Der Beitragstitel kündigt es an, es geht um diejenigen, die in den letzten fünf Jahrzehnten die tiefsten Spuren hinterlassen haben, es geht um die Bücher meines Lebens. Auf fünfzehn Werke bin ich gekommen und sie möchte ich hier nun vorstellen. In chronologischer Reihenfolge. „Die Bücher meines Lebens“ weiterlesen

Abgetaucht im Literaturmeer

Deutscher Buchpreis: Abgetaucht im Literaturmeer

Momentan herrscht etwas Ruhe hier auf Kaffeehaussitzer. Der Grund dafür ist auf dem Beitragsphoto zu sehen: Ein ganzer Berg leerer Kartons. Kartons, die mit Büchern gefüllt waren. Bücher, mit denen ich mich beschäftigen darf. Denn in diesem Jahr habe ich die große Ehre und das große Vergnügen, Jurymitglied des Deutschen Buchpreises zu sein. Und damit ist jede, wirklich jede freie Minute mit Lesen ausgefüllt. Im Februar hatte ich schon angekündigt, dass sich daher ab April die Beiträge im Blog etwas rar machen könnten – damals wusste ich noch nicht, was da wirklich auf mich zukommen würde. „Abgetaucht im Literaturmeer“ weiterlesen

Die Einsamkeit des Lesers

Die Einsamkeit des Lesers

São Paulo ist das, was man gemeinhin einen Moloch nennt: Im zentralen Stadtgebiet leben über 12 Millionen Menschen, mit allen Außenbezirken sind es über 21 Millionen. Blickt man von oben – etwa von dem Restaurantbalkon im 46. Stockwerk des Wolkenkratzers Edifício Itália – über die Stadt, ist die Aussicht überwältigend. Ein Hochhaus reiht sich an das nächste, in alle Richtungen, scheinbar endlos bis zum Horizont. São Paulo ist laut, pulsierend und überfüllt, ertrinkt im täglichen Verkehrschaos, ist ein Ort, an dem soziale Gegensätze hart aufeinandertreffen. Und ist die Metropole mit dem größten kulturellen Angebot Südamerikas, voller Cafés, Restaurants, Bars, Galerien und Museen. Eine anstrengende, manchmal gefährliche, spannende, faszinierende Stadt.

Letztes Jahr wartete ich dort an einem Julimorgen an der Metrôstation Estação Sumaré. Die Station wurde von dem brasilianischen Künstler Alex Flemming gestaltet: Auf den dicken Glasscheiben, durch die man auf eine darunter hindurchführende, achtspurige Stadtautobahn schauen kann, hat er Porträtphotos von Unbekannten aufgetragen. Auf den Bildern wiederum stehen brasilianische Gedichte als Hommage an die Literatur. Ich stand fast alleine auf dem Bahnsteig, es war ein seltsamer Augenblick der Ruhe inmitten der Lärmglocke des dröhnenden Berufsverkehrs auf der Straße unter mir. In diesem Moment fuhr die Bahn ein. „Die Einsamkeit des Lesers“ weiterlesen

Deutscher Buchpreis: Perspektivwechsel

Deutscher Buchpreis 2018

Es ist wieder soweit: Der Startschuss für den Deutschen Buchpreis 2018 ist gefallen und vom 6. Februar bis zum 23. März können Bücher für eine Nominierung auf der Longlist eingereicht werden: »Verlage können sich mit bis zu zwei deutschsprachigen Romanen aus dem aktuellen oder geplanten Programm um die Auszeichnung bewerben. Die eingereichten Bücher müssen zwischen Oktober 2017 und September 2018 erscheinen und spätestens bei Bekanntgabe der Shortlist im Handel erhältlich sein«, so der offizielle Ausschreibungstext

Außerdem wurde die Jury bekanntgegeben. Sie besteht aus folgenden Personen:

Christoph Bartmann, Leiter Goethe-Institut Warschau, Literaturkritiker und Autor, Jurymitglied des Deutschen Buchpreises 2008
Luzia Braun, ZDF, stellvertretende Leiterin von »aspekte«, redaktionell zuständig für »Das literarische Quartett«
Tanja Graf, Leiterin Literaturhaus München, zuvor Verlegerin des Schirmer Graf Verlags und des Graf Verlags bei Ullstein
Paul Jandl, freier Kritiker, u. a. für die Welt und NZZ, von 2009 bis 2013 Jurymitglied des Ingeborg-Bachmann-Preises
Uwe Kalkowski, Literaturblog »Kaffeehaussitzer«, Buchpreisblogger 2015 und Gewinner des Buchblog-Awards 2017
Christine Lötscher, freie Kritikerin, bis 2016 Mitglied im Kritikerteam des »Literaturclub« (Schweizer Fernsehen), Jurymitglied des Schweizer Buchpreises 2011 bis 2013
Marianne Sax, Inhaberin des Bücherladen Marianne Sax, Frauenfeld, bis 2016 Präsidentin des Schweizer Buchhändler- und Verleger Verbands, Programmverantwortliche des Thurgauer Literaturhauses

Soweit der Originaltext aus der Pressemitteilung. Es ist für mich etwas ganz Besonderes, meinen eigenen Namen in dieser Runde zu sehen, die »den Roman des Jahres« küren soll, wie es in der Beschreibung des Deutschen Buchpreises so schön heißt. Was für eine Freude. Was für eine Ehre. Was für eine Aufgabe. Und natürlich: Was für eine Herausforderung. „Deutscher Buchpreis: Perspektivwechsel“ weiterlesen