Das Castro-Special

Das Castro-Special: Vier Bücher über Fidel Castro

Fidel Castro ist 90 geworden. Es ist zum einen beinahe unglaublich, dass ein Mensch mit dem Lebenslauf eines Berufsrevolutionärs ein solches Alter erreicht. Zum anderen ist sein Name unverrückbarer Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses der letzten Generationen: Er war immer da. Jahrzehntelang. Und hat unzählige Menschen – mich eingeschlossen – schon immer fasziniert. Warum ist das so?

[Nachtrag: Am 25. November 2016, fast genau drei Monate nach Veröffentlichung dieses Beitrags, ist Fidel Castro im Alter von 90 Jahren gestorben.]

Natürlich weiß ich, dass Kuba kein freies Land ist. Dass der Versuch, eine gerechtere Gesellschaft mit ungerechten Methoden durchzusetzen, zum Scheitern verurteilt ist. Und dass ein kommunistischer Staat jedes Mal – nicht nur in Kuba – ein Synomym für Unterdrückung und Mangelwirtschaft geworden ist. Gleichzeitig erleben wir in zunehmendem Maße, wie die sogenannte freie Marktwirtschaft und der Neoliberalismus die Schere der nationalen und globalen Ungerechtigkeiten immer weiter auseinanderklaffen und unseren Planeten auf einen ökologischen Kollaps zusteuern lassen. Die Person Fidel Castros ist deshalb für viele ein Symbol für zumindest den Versuch, die Welt zu ändern. Mehr noch als Che Guevara, der anderen Gallionsfigur der Weltrevolution, der allerdings in seinem radikalen Idealismus nicht gezögert hätte, den Klassenfeind in einem atomaren Weltkrieg zu vernichten, wenn dies möglich gewesen wäre.

Fidel Castro ist Revolutionär, Macho, Politiker, Präsident, graue Eminenz, gehasster Feind, verehrte Ikone und, wenn man sich klarmacht, was er tatsächlich erreicht hat, tragische Figur – alles in einer Person. »Ein Leben wie aus einem lateinamerikanischen Abenteuerroman – mit dem kleinen Unterschied, dass die Geschichte nicht erfunden, sondern wahr ist. So wahr, wie man sie auch gar nicht erfinden könnte, ohne unglaubwürdig zu wirken. Der kubanische Revolutionsführer war und ist eine der interessantesten und umstrittensten Personen der Zeitgeschichte, Hass- und Heldenfigur, Mythos und Teufel gleichermaßen. Selbst Che Guevara, die ewige Pop-Ikone, wäre nichts geworden ohne Fidel Castro. Es gab kaum einen Politiker der Neuzeit, der so intelligent, gebildet und belesen, groß und gut aussehend, charismatisch wie charmant und mit einem ebenso überzeugenden wie gefährlichen Macho- und Machtinstinkt ausgestattet war wie er.« Das schreibt Castro-Biograph Volker Skierka in seinem Vorwort für die Graphic Novel »Castro« von Reinhard Kleist. Und diese Graphic Novel ist eines von vier Büchern, die ich in diesem Castro-Special vorstellen möchte. „Das Castro-Special“ weiterlesen

Spiel.Figuren

Steffen Kopetzky: Risiko

Oskar Niedermayer ist der Name eines Mannes, dessen Taten im Dunkel der Geschichte verschwunden sind; dabei hatte er sich auf den Weg gemacht, dem Ersten Weltkrieg einen anderen Verlauf zu geben. Er war der Anführer einer deutsch-türkisch-österreichischen Expedition, die 1915 von Konstantinopel aufbrach, um die Kunde des Dschihads, zu dem der türkische Sultan Mehmed V. aufgerufen hatte, auf geheimen Wegen ins ferne Kabul zu tragen. Ziel war es, die afghanischen Stämme vereint mit der islamischen Welt Zentralasiens gegen die englischen Kolonialherren in Indien in den Kampf zu führen. Dadurch sollte das britische Empire so nachhaltig erschüttert werden, dass England nicht in der Lage gewesen wäre, weiterhin in Europa Krieg zu führen. Der Versuch misslang und die Niedermayer-Expedition wurde fast völlig vergessen. In Steffen Kopetzkys Roman »Risiko« wird dieses waghalsige Unternehmen wieder lebendig. „Spiel.Figuren“ weiterlesen

Ritterdämmerung

Oliver Poetzsch: Die Burg der Koenige

Es war das perfekte Timing, kurz nach dem Jahresbeginn 2015. Viel Zeit haben und dazu ein dickes Buch, 936 Seiten, ein richtig schöner Historienschmöker. Drei Tage lang war ich abgetaucht in die Jahre 1524 und 1525. In dieser Zeit spielt »Die Burg der Könige« von Oliver Pötzsch. Darauf aufmerksam wurde ich schon vor einiger Zeit durch eine begeisterte Besprechung im Blog Analog-Lesen (leider inzwischen offline) und hatte mir das Buch auf Vorrat angeschafft. Um es genau für solch einen perfekten Zeitpunkt zur Hand zu haben. „Ritterdämmerung“ weiterlesen