Es war ein seltsamer Zufall: Beim Einkaufen dachte ich darüber nach, mit welchen Sätzen ich die Buchvorstellung des Romans »Going Zero« von Anthony McCarten beginnen könnte. Und während ich den Einkaufswagen durch die Gänge des Supermarkts schob, lief im Hintergrund der alte Police-Song »Every Breath You Take«. Ausgerechnet. »Every breath you take | And every move you make | Every bond you break | Every step you take | I’ll be watching you«: Auch wenn es darin eigentlich um das Psychogramm eines Stalkers geht, beschreiben diese fünf Songzeilen den perfekten Überwachungsstaat. Und genau davon erzählt »Going Zero«. Von der totalen Überwachung. Das ist natürlich kein neuer Romanstoff, da die Brisanz dieses Themas spätestens seit Edward Snowden allen Menschen klar sein dürfte. Doch Anthony McCarten wählt einen eher spielerischen Ansatz, um sich damit zu beschäftigen, zumindest zu Beginn der Handlung. Bevor einiges aus dem Ruder läuft. Na ja, eigentlich alles. „Every move you make“ weiterlesen
Stasi reloaded
Als im Sommer 2013 Edward Snowden mit Unterstützung des Journalisten Glenn Greenwald das Ausmaß der globalen NSA-Spitzelaktivitäten offenlegte, ging ein Ruf der Entrüstung um die Welt. Knapp ein Jahr später veröffentlichte Greenwald das Buch »Die globale Überwachung«, in dem er die Strukturen und den gigantischen Umfang der geheimdienstlichen Datensammlungen ausführlich darstellte. Ich hatte mir das Buch damals gleich gekauft, bin aber erst jetzt dazu gekommen, es zu Ende zu lesen. Ein lehrreicher zeitlicher Abstand, denn was hat sich seitdem getan, insbesondere in unserem Land? Nichts. Durch das einer Demokratie unwürdige, soeben verabschiedete Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung wurde sogar von unserer eigenen Regierung noch einmal nachgelegt. Von daher ist es ein guter Zeitpunkt, Greenwalds Buch hier und jetzt vorzustellen. „Stasi reloaded“ weiterlesen
Das Hotel des Cousins 2.0
Facebook? Apple? Google? Amazon? WhatsApp? Alles Schnee von gestern. Der Datensammler der Zukunft heißt Freemee. Zumindest im Roman »Zero« von Marc Elsberg. Das Geschäftsmodell ist perfide genial: Jeder Nutzer von Freemee sammelt in seinem Account so viele persönliche Daten wie möglich. Alle Daten, vom Kontostand bis zum Blutdruck. Wenn er möchte, kann er sie dann an Freemee zur weiteren Nutzung verkaufen, ganz nach dem Motto »Meine Daten gehören mir«. Das klingt erst einmal recht plausibel, denn bisher wurden die Daten der Internetnutzer zu Geld gemacht, ohne dass sie davon etwas hatten. Aber es ist natürlich Unsinn. »In dieser vernetzten Welt ist Kontrolle über dein Leben eine Illusion! Willst du die Vorzüge der modernen Zivilisation genießen, kannst du das nicht ohne die andere Seite der Münze.« „Das Hotel des Cousins 2.0“ weiterlesen
Schöne neue, paranoide Welt
Wie so viele Expeditionen in unbekannte Gefilde zuvor beginnt auch diese in einer Buchhandlung. Und mit einem 140-Zeichen-Tweet auf Twitter. Es ist eine Expedition in die Welt der Datensammlung, des Datendiebstahls, der Datenmanipulation und der lückenlosen Überwachung. Eine Welt der Algorithmen und der künstlichen Intelligenz. Und eine Reise in eine Zukunft, die sich schon erkennbar am Horizont unserer Wahrnehmung abzuzeichnen beginnt. „Schöne neue, paranoide Welt“ weiterlesen