Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts war Leipzig eine der wichtigsten deutschen Industriestädte und einer der bedeutendsten europäischen Handelsplätze. Industrie und Handel, beides prägte das Stadtbild der Gründerzeit und der folgenden Jahrzehnte. Da Leipzig im 2. Weltkrieg »nur« zu einem Drittel zerstört wurde, sind viele Spuren dieser Zeit noch sichtbar, auch wenn die sozialistische Planwirtschaft fast genauso verheerende Auswirkungen hatte wie der Krieg. „Stolz noch im Verfall“ weiterlesen
Leipzig, im Herbst
Schon wieder Leipzig. Diese Stadt erwähne ich oft, dabei habe ich dort nur vier Jahre gelebt. Aber in dieser Zeit ist sie mir ans Herz gewachsen, bis heute. Damals wohnte ich eine Weile im Stadtteil Stötteritz in einem unsanierten Altbau. Der schönste Platz in der Wohnung war der verglaste Balkon. Direkt davor, nur ein paar hundert Meter entfernt, thronte das Völkerschlachtdenkmal wie ein gewaltiger Steinklotz über den Dächern der Stadt. Ich saß dort oft mit einem Milchkaffee und schaute auf diese Szenerie.
Als geschichtlich Interessierter wusste ich, was es mit der Völkerschlacht auf sich hatte, habe mir aber bis vor Kurzem keine weiteren Gedanken über die damaligen Ereignisse gemacht. Mit dem Buch »1813« von Andreas Platthaus hat sich das geändert. »Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt« lautet der Untertitel: Wie wichtig für den Lauf der europäischen Geschichte die Geschehnisse waren, die sich vor exakt 200 Jahren um und in Leipzig abspielten, ist mir durch dieses Buch klar geworden. „Leipzig, im Herbst“ weiterlesen
Leipziger Träumerei
Als sich 1990 die DDR einfach in Luft auflöste, blieben als Vermächtnis des real existierenden Sozialismus ganze Ruinenfelder einst prächtiger Städte und zahllose Menschen mit ungewissen Zukunftsaussichten zurück. An manchen Orten, wie etwa in den Leipziger Stadtteilen Volkmarsdorf, Reudnitz oder Stötteritz sah es aus wie kurz nach dem Krieg: Zerbröselnde Hausfassaden, Risse in den Wänden, kaputte Straßen, alles Grau in Grau und darüber der Geruch der Braunkohleöfen, mit denen ein Großteil der Leipziger Wohnungen geheizt wurde. Dazu das Rattern der 40 Jahre alten Straßenbahnen aus tschechischer Produktion, die damals für den gesamten Ostblock gefertigt worden waren. Das 2006 erschienene Buch »Als wir träumten« von Clemens Meyer ist die Geschichte von vier Freunden, die im Leipzig der Nachwendezeit als junge Erwachsene genau dort zu Hause sind. „Leipziger Träumerei“ weiterlesen