Im Sommer des Jahres 2000 reiste ich die kroatische Adriaküste entlang, von Zadar bis nach Dubrovnik. Der Krieg auf dem Balkan war noch nicht lange vorbei, immer wieder sah man ausgebrannte Häuser oder ganze Stadtlandschaften mit komplett neu gedeckten Dächern. Zwei weitere Dinge fielen mir auf: Es gab kaum Buchhandlungen, aber eine Menge mobile Buchverkaufsstände. Und fast auf jedem Stand war neben allen möglichen Romanen die kroatische Version von Hitlers »Mein Kampf« zu finden. Offensichtlich gab es dafür eine Nachfrage. Das wirkte auf mich sehr befremdlich; mutmaßlich waren es Raubdrucke, da die offiziellen Abdruckrechte seit 1945 unter Verschluss gehalten wurden. Bis vor kurzem, als Anfang 2016 die Urheberrechte nach 70 Jahren frei geworden sind. Die Diskussion, wie jetzt mit diesem giftigen Erbe umgegangen werden soll, läuft momentan auf Hochtouren. Ein guter Zeitpunkt, um sich einmal näher damit zu beschäftigen und deshalb habe ich Sven Felix Kellerhoffs »›Mein Kampf‹ – Geschichte eines deutschen Buches« gelesen. Jedem, der sich für diese Thematik interessiert, kann ich – soviel sei vorab gesagt – Kellerhofs Buch unbedingt empfehlen. „Bestseller eines Massenmörders“ weiterlesen