Die letzten Sommerferien meiner Schulzeit verbrachte ich zu großen Teilen in überfüllten Zügen. Per Interrail ging es durch Spanien und Marokko. Es war das Jahr 1988 und eine Reise voller Eindrücke, von denen manche bis heute präsent sind. An einen Moment erinnere ich mich noch besonders gut: Während der Zugfahrt nach Fès im östlichen Marokko fuhr ein alter, roter Mercedes neben uns her. Die Straße verlief eine ganze Weile parallel zur Bahnstrecke, weit und breit war nichts, keine Dörfer, kaum Vegetation, manchmal ein einsames Haus aus Lehmziegeln mit einigen Palmen drumherum und eben diese ungeteerte Straße und der Mercedes, in einer Staubwolke neben uns. In dem Auto saß eine ganze Familie und irgendwann bog die Straße ab, es war Abend und wurde rasch dunkel und der rote Mercedes verschwand in der staubigen Dämmerung. Aus irgendeinem Grund ist mir diese Szene im Kopf geblieben, damals dachte ich, was das wohl für Menschen sein mögen, wohin sie wollten, hier, inmitten des Nichts.
Dieses Bild eines Mercedes in einer Staubwolke hatte ich vor mir, während ich das Buch »Was nützt mir die Revolution, wenn ich nicht tanzen kann?« von Ece Temelkuran gelesen habe. „Arabischer Frühling querfeldein“ weiterlesen