Das Buch »Kastelau« von Charles Lewinsky habe ich schneesturmumtost in einem abgelegenen Bauernhof gelesen – mit dem Gefühl, komplett von der Welt abgeschnitten zu sein. Selten passen äußere Umstände so perfekt zum Inhalt eines Romans, denn Kastelau ist ein Dorf in den Berchtesgadener Alpen, in dem ein Filmteam aus Berlin den Winter 1944/1945 verbringt – völlig abgeschnitten vom Rest der Welt. Und das ist auch der Grund ihrer Anwesenheit dort. Denn Berlin wird zu dieser Zeit ein immer gefährlicherer Ort, die Niederlage des Krieges beginnt sich abzuzeichnen und niemand – auch kein Star des Filmgeschäfts – ist mehr davor gefeit, sein Leben für das Ende des tausendjährigen Reiches geben zu müssen. „Inszenierte Inszenierung“ weiterlesen
Eine Legende der Leidenschaft
Der Roman »Mord in Metropolis« von Robert Baur nimmt uns mit. Und zwar mitten hinein in die Entstehung eines Meisterwerks, eines Meilensteins der Filmgeschichte, einer Legende. Doch schon die Dreharbeiten an sich waren legendär, denn Metropolis war eines der wahnwitzigsten Filmprojekte aller Zeiten und der Regisseur Fritz Lang ein von äußerster Leidenschaft getriebener Perfektionist. In den beiden Jahren 1925 und 1926 wurden etwa 600 Kilometer Film belichtet, sekundenlange Szenen dutzendfach wiederholt, bis sie den Vorstellungen Langs entsprachen, tausende von Statisten beschäftigt, die in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit leicht zu engagieren waren, neueste Technik für aufwändige Trickaufnahmen eingesetzt oder erst dafür entwickelt. Mit enormen Aufwand wurden Kulissen gebaut, hauptsächlich in Potsdam, in den Studios Babelsberg, wo eigens für Metropolis das damals größte und modernste Filmatelier Europas entstand. Die Kosten explodierten, der Film wurde teurer und teurer, das Budget um ein vielfaches überschritten. „Eine Legende der Leidenschaft“ weiterlesen
O Captain! My Captain! Goodbye
»Ich ging in die Wälder, denn ich wollte wohlüberlegt leben. Intensiv leben wollte ich. Das Mark des Lebens in mich aufsaugen, um alles auszurotten, was nicht Leben war. Damit ich nicht in der Todesstunde inne würde, dass ich gar nicht gelebt hatte.« Diese Sätze von Henry David Thoreau und viele andere mehr trafen mich in meinem Kinosessel wie Faustschläge. Es war Anfang 1990 und der Film »Der Club der toten Dichter« konfrontierte mich mit nichts Geringerem als dem Sinn des Lebens. Nach dem Ende der Vorstellung taumelte ich in die Nacht hinaus, verließ grußlos meine Freunde und lief durch Freiburgs Straßen, Gassen und Gässchen. Stundenlang. Die Stadt wurde immer ruhiger, ich nicht. Der Film und Robin Williams in der Rolle des Lehrers John Keating hatten mich bis ins Innerste getroffen. „O Captain! My Captain! Goodbye“ weiterlesen