»Walden« auf die harte Tour

Doris Knecht: Wald

»Ich ging in die Wälder, denn ich wollte wohlüberlegt leben. Intensiv leben wollte ich. Das Mark des Lebens in mich aufsaugen, um alles auszurotten, was nicht Leben war. Damit ich nicht in der Todesstunde inne würde, dass ich gar nicht gelebt hatte.« Diese Sätze von Henry David Thoreau sind seit dem Film Der Club der toten Dichter beinahe Bestandteil der Pop-Kultur. Und sie treffen immer noch einen Nerv der Zeit; viele ob der unendlichen Möglichkeiten zivilisationsmüde gewordenen Bewohner der westlichen Welt beginnen bei diesen Worten von einem Leben voller Einfachheit zu träumen. Genauso wie der Verfasser 163 Jahre zuvor; Thoreau lebte damals zwei Jahre in einer Blockhütte in den Wäldern, beschränkte seinen Komfort und seine Kommunikation mit der Außenwelt auf das Nötigste. Um zu sich zu finden, um Abstand zwischen sich und der in seinen Augen immer oberflächlicher und  hektischer werdenden Gesellschaft zu schaffen. Ein Ausstieg auf Zeit sozusagen und sein Buch »Walden«, aus dem diese Sätze stammen, ist bis heute eines der wichtigsten literarischen Zeugnisse, die von einem alternativen Leben handeln. Gerade eben ist es in einer wunderschönen Ausgabe bei Diogenes wieder neu aufgelegt worden; eine sehr lesenswerte Rezension von Gisa Funck auf Deutschlandfunk.de würdigt das Buch ausführlich.

Doch es soll hier nicht um Thoreaus »Walden« gehen, sondern um das Buch »Wald« von Doris Knecht. Ein ähnlicher Titel, eine ähnliche Ausgangssituation: Marian Malin, die Protagonistin des Romans, lebt alleine in einer einfachen Behausung im Wald irgendwo im österreichischen Voralpenland. Doch während Thoreau seinen Ausstieg freiwillig gewählt hat, um sich mit der Sinnsuche zu beschäftigen und danach wieder in die Zivilisation zurückzukehren, ist bei Marian gar nichts freiwillig. „»Walden« auf die harte Tour“ weiterlesen