Gestatten?* Larissa Reissner

Steffen Kopetzky: Damenopfer - das Leben von Larissa Reissner

Was für ein Leben! Vermutlich ist das der Gedanke, der mir beim Lesen des Romans »Damenopfer« am häufigsten durch den Kopf ging. Denn auch wenn es sich um ein fiktionales Werk und nicht um eine Biographie handelt, so erzählt Steffen Kopetzky dennoch eine wahre Geschichte. Die Geschichte eines Lebens. Eines kurzen Lebens zwar, das aber so spektakulär verlief, dass alleine schon die Eckdaten klingen wie ein Roman. Denn die 1926 verstorbene Larissa Reissner hatte viele Rollen inne in den knapp dreißig Jahren, die ihr gegeben waren. Die Tochter eines russischen Juristen mit deutschen Wurzeln glaubte fest daran, die Welt zum Besseren verändern zu können. Als Mitglied der Bolschewistischen Partei war sie in der russischen Oktober-Revolution aktiv, kämpfte während des russischen Bürgerkriegs in der Roten Armee und war Kommissarin des Generalstabs der Roten Flotte. Sie trug entscheidend zur Rückeroberung der Stadt Kasan bei; eine der Schlüsseloperationen für den endgültigen Sieg der Bolschewiki über die Weißgardisten. Aber Larissa Reissner focht nicht nur mit der Waffe: Sie war Schriftstellerin, verfasste Reportagen, Zeitungsartikel und Reiseberichte. Ständig unterwegs entwarf sie Pläne, um die Revolution in die Welt hinauszutragen, kannte zahllose Intellektuelle; Boris Pasternak und Leo Trotzki sprachen an ihrem Grab. Und das sind nur ein paar der biographischen Details dieses außergewöhnlichen Lebenslaufes, der sich kaum in Worte kleiden lässt. Doch Steffen Kopetzky hat es geschafft: Mit seinem Roman holt er den Menschen hinter diesen Details aus dem Schatten der Geschichte und bringt uns Larissa Reissner so nahe, wie es fast ein Jahrhundert nach ihrem Tod nur möglich ist. „Gestatten?* Larissa Reissner“ weiterlesen

Der Krieg, die Lügen und die Politik

Steffen Kopetzky: Propaganda

»Propaganda (von lateinisch propagare ›weiter ausbreiten, verbreiten‹) bezeichnet in seiner modernen Bedeutung die zielgerichteten Versuche, politische Meinungen oder öffentliche Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und das Verhalten in eine erwünschte Richtung zu lenken.« So definiert Wikipedia den Begriff und genau darum geht es im Roman »Propaganda« von Steffen Kopetzky: Um das Beeinflussen von Meinungen in Kriegszeiten. Um das Schönreden, Verschleiern und Vertuschen. Um das Lügen. Und John Glueck, der Held der Geschichte, ist einer dieser Menschen, die genau damit befasst sind. „Der Krieg, die Lügen und die Politik“ weiterlesen

Älterwerden. Ein Textbaustein*

Ueber das Aelterwerden. Ein Textbaustein von Steffen Kopetzky.

In der Rubrik Textbausteine stelle ich Textpassagen vor, die mir wichtig sind. Es sind manchmal nur ein paar kurze Sätze, die mich beim Lesen mit einer solchen Wucht getroffen haben, dass ich sie nie wieder vergessen werde. Manche davon begleiten mich schon viele Jahre, über andere bin ich gerade erst gestolpert. Miteinander gemein haben sie, dass sie Gefühle in Worte fassen, für die mir bisher die passenden Worte fehlten oder dass ich sie genau dann gefunden habe, als ich sie brauchte. Gerade ist es mir wieder so ergangen, diesmal mit einer kurzen Textstelle aus dem Buch »Propaganda« von Steffen Kopetzky. „Älterwerden. Ein Textbaustein*“ weiterlesen

Spiel.Figuren

Steffen Kopetzky: Risiko

Oskar Niedermayer ist der Name eines Mannes, dessen Taten im Dunkel der Geschichte verschwunden sind; dabei hatte er sich auf den Weg gemacht, dem Ersten Weltkrieg einen anderen Verlauf zu geben. Er war der Anführer einer deutsch-türkisch-österreichischen Expedition, die 1915 von Konstantinopel aufbrach, um die Kunde des Dschihads, zu dem der türkische Sultan Mehmed V. aufgerufen hatte, auf geheimen Wegen ins ferne Kabul zu tragen. Ziel war es, die afghanischen Stämme vereint mit der islamischen Welt Zentralasiens gegen die englischen Kolonialherren in Indien in den Kampf zu führen. Dadurch sollte das britische Empire so nachhaltig erschüttert werden, dass England nicht in der Lage gewesen wäre, weiterhin in Europa Krieg zu führen. Der Versuch misslang und die Niedermayer-Expedition wurde fast völlig vergessen. In Steffen Kopetzkys Roman »Risiko« wird dieses waghalsige Unternehmen wieder lebendig. „Spiel.Figuren“ weiterlesen