Nie wieder ist jetzt

Nie wieder ist jetzt.

In den letzten Wochen war es sehr ruhig hier im Blog Kaffeehaussitzer. Ein einziger Beitrag ist im Oktober erschienen; dies auch nur, weil ich ihn schon weitgehend vorbereitet hatte. Dabei ist es nicht so, dass mir die Ideen ausgegangen sind, eher im Gegenteil – es warten noch dutzende gelesene Bücher darauf, vorgestellt zu werden. Nein, es sind die furchtbaren Ereignisse des 7. Oktober 2023 und deren Folgen, die meine Gedanken so beschäftigt haben, dass ich den Blogalltag nicht einfach fortsetzen konnte; so, als sei alles wie immer. Es sind Gedanken voller Entsetzen, voller Wut und voller Fassungslosigkeit, und seit jenem verheerenden Tag suche ich die Worte, um ihnen hier Ausdruck zu verleihen. „Nie wieder ist jetzt“ weiterlesen

Denkmal für die Verschwundenen

Pierre Jarawan: Ein Lied fuer die Vermissten

17415. Siebzehntausendvierhundertfünfzehn. Diese Zahl steht im Mittelpunkt des Romans »Ein Lied für die Vermissten« von Pierre Jarawan. Es ist die Anzahl der Menschen, die während des Bürgerkriegs im Libanon verschwanden – und bis heute vermisst werden. Während des Bürgerkriegs, der von 1975 bis 1990 vor allem in und um Beirut ausgetragen wurde, der eine der schönsten und multikulturellsten Städte des Mittelmeers in Schutt und Asche legte und der tiefe Wunden in den Seelen der Menschen dort hinterlassen hat. Diese Wunden sind nur schlecht vernarbt, sie drohen ständig wieder aufzureißen – doch von offizieller Seite wird alles getan, um nicht darüber reden zu müssen. Pierre Jarawan – dessen Eltern den Libanon 1982 verließen, als die alltägliche Gewalt einen Höhepunkt erreicht hatte – erzählt in seinem Roman die Geschichte von Amin, der auf der Suche nach der Vergangenheit seiner Familie uns Leser tief hineinführt in die Tragik jener Zeit. „Denkmal für die Verschwundenen“ weiterlesen

Vaters Land

Pierre Jarawan: Am Ende bleiben die Zedern

Am plötzlichen und spurlosen Verschwinden seines Vaters droht ein Heranwachsender zu zerbrechen. Über zwanzig Jahre später macht er sich auf die Suche nach dem Verschwundenen, um sein zerrüttetes Leben in den Griff zu bekommen. So könnte man das Buch »Am Ende bleiben die Zedern« von Pierre Jarawan mit ein paar dürren Worten zusammenfassen. Doch das würde diesem Roman mit seiner poetischen Sprache und einer bewegenden und dramatischen Geschichte in keinster Weise gerecht werden. Ganz und gar nicht. „Vaters Land“ weiterlesen

Die Brücke der Lügen

Joakim Zander: Der Schwimmer

Als der namenlos bleibende Agent endlich die Akte erhält, nach der er gesucht hat, wird sein Leben eine zweite entscheidende Wendung nehmen. Es ist im Dezember 2013 und die andere, die erste entscheidende Wendung liegt viele Jahre zurück. Er war damals, im Juli 1980, im Auftrag der CIA in Damaskus stationiert, hatte sich in eine schwedische Diplomatin verliebt und hielt ihr beider Kind in den Armen, als sie in seinem explodierenden Auto starb. Das Kind überlebte, aber er fühlte sich außerstande, für es zu sorgen, so dass seine Tochter Klara ohne irgendetwas über ihren Vater zu wissen bei ihren Großeltern auf einer schwedischen Schäreninsel aufwuchs.

Den CIA-Agenten hatten die Geschehnisse aus der Bahn geworfen, der weitere Verlauf seines Lebens bildet die Rahmenhandlung des Romans »Der Schwimmer« von Joakim Zander. „Die Brücke der Lügen“ weiterlesen