Eine Feier der Planlosigkeit

Seit vielen Jahren begleitet mich Sven Regeners Romanheld Frank Lehmann. Angefangen hat alles mit einem Päckchen: Im Frühjahr 2001 schickte mir eine Bekannte, die zu dieser Zeit als Volontärin beim Eichborn Verlag arbeitete, »Herr Lehmann« zu – mit den Worten, dies könne ein Buch für mich sein. Sie wusste nicht, wie recht sie damit haben würde, denn nie zuvor und nie danach habe ich mich so in einer Romanfigur wiedergefunden. Und es ist inzwischen eine liebgewordene Tradition, dass ich »Herr Lehmann« jedes Jahr lese; das zwanzigste Mal steht jetzt bevor und bei jedem Wiederlesen fühlt es sich an, als würde ich einem alten Freund begegnen. Natürlich ist es auch das allererste Buch, das ich hier im Blog vorgestellt habe, nicht ahnend, dass mich wiederum das Bloggen ein paar Jahre später zu einem neuen Job führen sollte. Genauer gesagt zum Eichborn Verlag, der allerdings nur noch den Namen mit dem früheren Unternehmen gemein hat; bei dem aber »Herr Lehmann« immer noch in der gebundenen Ausgabe erhältlich ist, auch wenn der Autor inzwischen beim Galiani Verlag veröffentlicht. 

Sven Regener beließ es nicht bei einem einzigen Roman. Nach und nach erschienen weitere Geschichten aus der Welt des Frank Lehmann, allesamt bevölkert mit wunderbar schrägen Gestalten, die eines einte: Irgendwie stolperten sie ziemlich planlos durch ihre Leben. Und es ist genau diese geschilderte Planlosigkeit, die ich an den Lehmann-Geschichten so liebe; verbunden mit einer In-den-Tag-hineinleben-Haltung, die in unseren Zeiten der Selbstoptimierung schon fast revolutionär wirkt. Das Erscheinen von »Glitterschnitter«, seines sechsten Romans, nehme ich als Anlass, um die Frank-Lehmann-Welt in ihrer Gesamtheit vorzustellen und mir Gedanken darüber zu machen, was genau mich daran so fasziniert. Hier kommen die Romane in der Reihenfolge ihres Erscheinens. „Eine Feier der Planlosigkeit“ weiterlesen

Die lange Nacht der Buchregale

Fischer TOR

Die Buchbranche ist eine überschaubare Welt und es ist an sich nichts Ungewöhnliches, Personen, Gesichtern oder Namen bei unterschiedlichen Gelegenheiten ein zweites oder drittes Mal zu begegnen. Als ich aber kürzlich Post im Briefkasten hatte, schloss sich der Kreis zu einem Abend, der schon lange zurückliegt, den ich aber noch gut in Erinnerung habe. Es würde mir aber auch schwerfallen, solch einen Abend, solch eine Büchernacht zu vergessen. Doch der Reihe nach. „Die lange Nacht der Buchregale“ weiterlesen

Wie ich Herrn Lehmann traf

Sven Regener: Herr Lehmann | Kaffeehaussitzer

DAS Lieblingsbuch gibt es nicht. Aber »Herr Lehmann« von Sven Regener kommt dem schon sehr nahe. Alles fing damit an, als ich im Frühjahr 2001 Post bekam. Es war ein Bücherpäckchen von einer Freundin, die zu diesem Zeitpunkt gerade beim Eichborn-Verlag arbeitete. Darin war ein Leseexemplar von »Herr Lehmann« und ein Kärtchen, auf dem stand, das mir dieses Buch bestimmt gefallen würde. Das Problem: Im Frühjahr 2001 und besonders gerade zu dem Zeitpunkt, als mir dieses Buch in den Schoß fiel, war ich mitten in der heißen Phase meiner Diplomarbeit und hatte eigentlich absolut gar keine Zeit zum Lesen. „Wie ich Herrn Lehmann traf“ weiterlesen