Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch

Buecher

In meinem Blog geht es um Bücher. Und zwar um Bücher aus Papier. Das heißt nicht, dass ich keine E-Books mag, es gibt schließlich genug Bücher, die nicht aufhebens- oder sammelwert sind und wertvolle Regalmeter blockieren müssen. Auf jeden Fall leben wir in einer spannenden Zeit, in der wir die freie Wahl haben, auf welche Weise wir uns mit Texten beschäftigen. Ich lese den ganzen Arbeitstag am Bildschirm, bin ständig online, während zuhause mein Tolino in irgendeiner Schublade verstaubt. Denn in meinem Privatleben will ich mit echten Büchern zu tun haben, nicht nur mit Dateien, die mir nicht einmal richtig gehören. Wie schon einmal geschrieben: Ein E-Book reduziert ein Buch auf seinen bloßen Text. Manchen genügt das. Mir nicht, denn das Buch ist die Verpackung des Textes, es transportiert ihn zum Leser, es inspiriert ihn, sich mit ihm zu beschäftigen und macht den Text individuell. E-Books mögen praktisch sein, aber Bücher sind schön.

Vielleicht wird sich das Leseverhalten irgendwann tatsächlich ändern und die Verbrauchs-Literatur komplett ins Digitale übersiedeln, aber momentan (und das schon recht lange) sind E-Books meist einfach Imitate der echten Bücher, oftmals nicht einmal besonders sorgfältig editiert. Aber egal wie die weitere digitale Entwicklung verläuft, es wird immer Bücher geben, die man unbedingt haben MUSS. Als Buch. Als echtes Buch. Sei es, weil sie einem viel bedeuten, sei es, weil sie außergewöhnlich schön gemacht sind, sei es, weil man sich einfach mit ihnen umgeben möchte. Bücher sind ein Teil meiner Identität. Wenn mir eine Stelle gut gefallen hat, streiche ich sie an und schreibe die Seitenzahl auf das Vorsatzblatt. Nehme ich dann Jahre später, viele Jahre später, das Buch wieder in die Hand und lese die angestrichenen Stellen nach, weiß ich immer, was mich damals bewegt hat, was mir wichtig war, was ich in der Zeit gefühlt habe, als ich genau dieses Buch gelesen habe. Archivierte Erinnerungen, unverwechselbar.

Während ich an diesem Text geschrieben habe, wurde ein Beitrag der Deutschen Welle durch die sozialen Medien gereicht. Titel »Comeback von Leinen und Lesebändchen«. Auch hier geht es um die Zukunft des gedruckten Buches: »Das Buch als sorgsam gestaltetes Produkt wird nachgefragt. Es kann sich am Markt behaupten. Es gibt sogar einen direkten Zusammenhang zwischen digitalem Fortschritt und dem Beharren auf dem gedruckten Buch – allerdings einen anderen, als viele vorausgesagt haben. Im Zeitalter der digitalen Überforderung gewinnen sensibel gestaltetet Inhalte an Relevanz.«

Schön gestaltete, sorgfältig hergestellte Bücher finden stets ihre Abnehmer: »Mit all diesen Tricks dreht man dem E-Book eine Nase«, brachte Jo Lendle, Verleger des Hanser-Verlags, die Entwicklung in einem Interview auf den Punkt. Es scheint, als ob engagierte Verleger, Buchgestalter und natürlich die Leser einen Weg gefunden hätten, dem klassischen Buch eine Zukunftsperspektive zu verschaffen. Das heißt nicht, dass man sich den Neuen Medien verweigert. Es bedeutet lediglich, dass man nicht blind einer Mode und einem Trend hinterherläuft und dabei die eigenen Wurzeln vergisst.«

Im Verlagsblog Logbuch.Suhrkamp gibt es einen Beitrag des Buchgestalters Friedrich Forssmann zu diesem Thema, der zwar wegen seiner Kompromisslosigkeit bemerkenswert, aber eher als deftige Polemik gegen das E-Book zu sehen ist, bei der man nicht alle Argumente teilen mag. Lesenswert ist die Antwort der Schriftstellerin und Verlegerin Zoë Beck darauf.

Und als einen weiteren lesenswerten Text hat Tobias Witte auf seinem schön gemachten Blog texte und bilder das Bibliophile Manifest eingestellt,  das ich hier – mit seiner Erlaubnis – wiedergebe:

Das Bibliophile Manifest

Wir lieben Bücher. Wir sind bibliophil. Wir ziehen echte Bücher den digitalen Büchern vor. Wir könnten niemals an einem Buchantiquariat vorbeigehen, ohne uns darum umzuschauen. Wir vermeiden es, bei Buchriesen zu kaufen, wenn wir es können. Wir unterstützen den kleinen Buchladen um die Ecke. Wir sammeln Bücher. Wir wissen, dass das gedruckte Buch das Rückgrat unserer Kultur und Zivilisation ist. 

Echte Bücher haben einen ureigenen Charme, den E-Books nicht haben können. Echte Bücher kann man verschenken. Echte Bücher duften. Echte Bücher haben Gewicht. Echte Bücher kann man tauschen. Echte Bücher sind plattformunabhängig. Echte Bücher setzen Staub an. Echte Bücher gewinnen an Wert. Echte Bücher haben einen Einband, der kunstvoll gestaltet sein kann. Echte Bücher altern. Echte Bücher kann man signieren. Echte Bücher nehmen Platz weg. Echte Bücher kann man mit einer Widmung versehen. Echte Bücher überdauern die Jahrhunderte. 

Echte Bücher haben Charakter.
Echte Bücher sind echt.
#echteBücher

In diesem Sinne: Mögen die nächsten 560 Jahre kommen.

Nachtrag, zweieinhalb Jahre später
Auch wenn ich nach wie vor mit E-Books nicht viel anfangen kann, gedruckte Bücher liebe und immer lieben werde, so bin ich froh, dass die leidige Diskussion Print vs. E-Book inzwischen abgeebbt ist. Letztendlich sind es Formate, die sich ergänzen, nicht ersetzen. Ein spannendes Gespräch dazu führte ich 2016 auf der Leipziger Buchmesse, nachzulesen im Beitrag Druckerschwärze und Digitalverlage.

4 Antworten auf „Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch“

  1. Echte Bücher wecken Erinnerungen. Weil man sie geschenkt bekommen hat. Weil man sie verliehen hat und wieder zurückbekam. Weil man sie an einem bestimmten Tag in einer bestimmen Stimmung gekauft hat.
    Elektronische Bücher können das nicht.
    Sehr schöner Beitrag, wunderbares Manifest.

    1. Genau, jedes Buch gehört zu einer bestimmten Stimmung. Das macht es für einen persönlich so unverwechselbar. Das Manifest hat mir auch auf Anhieb gut gefallen, als ich es bei texte und bilder gelesen hatte, das musste ich einfach zitieren und weiterverbreiten.

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