Brief an den Vater

Necati Oeziri: Vatermal

Für die Überschrift dieses Blogbeitrags habe ich mir den Titel von Franz Kafkas »Brief an den Vater« geborgt; eines der bekanntesten Zeugnisse der Literaturgeschichte, in dem ein Autor mit der alles dominierenden Präsenz eines Familienpatriarchen abrechnet. Und auch wenn es vollkommen unterschiedliche Texte sind und nichts miteinander zu tun haben, finde ich den Titel auch hier passend. Denn Arda Kaya, der Protagonist des Romans »Vatermal« von Necati Öziri, schreibt ebenfalls an seinen Vater und prangert dessen Verhalten als verhängnisvoll für das Leben seiner Familie an. Zwar gibt es einen wichtigen Unterschied, denn Ardas Vater dominiert nicht mit seiner Präsenz, sondern hat mit seinem unvermittelten Weggang eine riesige Lücke gerissen. Doch gerade diese Leerstelle prägt das Leben von ihm, seiner Schwester Aylin und ihrer Mutter Ümran auf eine alles erdrückende Weise. 

Der Ich-Erzähler Arda liegt im Krankenhaus. Er ist jung, noch zu Beginn seines Studiums, aber es ist sehr ungewiss, ob er die Klinik lebend verlassen wird. Die Diagnose lautet Autoimmunhepatitis, sein eigenes Immunsystem greift die Organe an und niemand weiß, ob und wie dies zu stoppen ist. Ein junger Mensch, dessen Leben gerade gestartet war, steht bereits vor dem Ende. Und er nutzt dies, um alles aufzuschreiben, was er Metin, seinem Vater, gerne gesagt hätte. Seinem Vater, den er nie kennengelernt, der ihn durch seinen Weggang im Stich gelassen hat. Und gleich auf den ersten Seiten fällt ein starker, ein entscheidender Satz: »Ich möchte dir für immer die Möglichkeit nehmen, nicht zu wissen, wer ich war.«  „Brief an den Vater“ weiterlesen

#dbp23: Ein Longlist-Gespräch

Deutscher Buchpreis 2023: Die Longlist

Am 22. August war es soweit: Die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2023 wurde veröffentlicht. Es ist immer wieder spannend, welche zwanzig Titel dort aufgeführt werden; die diesjährige Liste hatte ein paar Überraschungen auf Lager und bietet einen gelungenen Querschnitt durch die deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Und sie ist wie jedes Jahr das Ergebnis einer intensiven Juryarbeit; ein Ergebnis, in das die unterschiedlichen Lesevorlieben der sieben Mitglieder eingeflossen sind. Die diesjährige Jury besteht aus Shila Behjat (Journalistin und Publizistin), Heinz Drügh (Goethe-Universität Frankfurt am Main), Melanie Mühl (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Lisa Schumacher (Inhaberin Steinmetz’sche Buchhandlung in Offenbach), Katharina Teutsch (freie Kritikerin), Florian Valerius (Buchblogger, Gegenlicht Buchhandlung Trier) und Matthias Weichelt (Zeitschrift Sinn und Form).

Zwei Tage nach der Veröffentlichung war ich unterwegs nach Hamburg, denn die Buchhandlung stories! veranstaltete einen Longlist-Abend. Zusammen mit Frank Menden und Simone Finkenwirth sollte ich über die ausgewählten Titel reden, plaudern, diskutieren. „#dbp23: Ein Longlist-Gespräch“ weiterlesen

Schwarzer Gott und roter Schienenbus

Bov Bjerg: Serpentinen

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, um den Roman »Serpentinen« von Bov Bjerg einen Bogen zu machen. Die Themenkombination Familiengeschichte, Depression und Suizid schien mir zu heftig – ich war mir nicht sicher, ob ich mich tatsächlich damit auseinandersetzen wollte. Aber wie der Zufall so spielt, liegt das Buch nun doch ausgelesen neben mir. Denn »Serpentinen« steht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2020. Und als einer von zwanzig Buchpreisbloggern, die jeweils einen der Longlist-Titel auf ihrem Kanal vorstellen, erhielt ich diesen Roman zugeteilt. Mit etwas banger Erwartung habe ich mich an die Lektüre gewagt – und sie war anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Um es vorweg zu nehmen: Enttäuschend anders. „Schwarzer Gott und roter Schienenbus“ weiterlesen

Buchpreisbloggen 2020

Es ist wieder Buchpreiszeit. Und auch wenn die Verleihung des Deutschen Buchpreises am 12. Oktober 2020 unter erschwerten Bedingungen stattfinden wird, lenkt das Procedere auch dieses Jahr wieder den Fokus auf die aktuelle deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Die Longlist besteht wie immer aus zwanzig Titeln, sechs davon stehen  am 15. September 2020 auf der Shortlist – und einer von ihnen wird von der Jury zum Roman des Jahres gekürt werden. „Buchpreisbloggen 2020“ weiterlesen

Buchpreis-Blues

Der Deutsche Buchpreis 2018: Ein Resümee

Alltag ist wieder eingekehrt. Der Deutsche Buchpreis wurde vergeben, die Jurytätigkeit ist beendet und die Frankfurter Buchmesse 2018 vorbei. Ein Hauch von Melancholie weht durch den Blog – es ist Zeit für ein Resümee. Doch wo beginnen? Vielleicht gleich mit einem der schönsten Momente der letzten sechs Monate, mit dem späten Montagabend der Buchpreisverleihung. Gegen Mitternacht saß die Buchpreisjury in der Hotelbar des Frankfurter Hofs zusammen. Auf ein letztes Glas. Ein allerletztes. Wir sprachen über unsere Zeit als Jurorinnen und Juroren, über Bücher, über die Preisverleihung, über Persönliches. Niemand von uns wollte aufstehen und gehen, der Moment des Aufbruchs wurde weiter und weiter herausgezögert, ein wirklich allerletztes Glas geordert. Denn danach würden wir wohl nie wieder in dieser Konstellation zusammentreffen. „Buchpreis-Blues“ weiterlesen

Deutscher Buchpreis 2018: Die Longlist

Deutscher Buchpreis 2018: Die Longlist

Hier ist sie nun, die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2018. Zwanzig Romane haben wir in der Jury-Sitzung ausgewählt. Zwanzig von knapp zweihundert; 165 Bücher waren eingereicht, weitere hatte die Jury zusätzlich angefordert. Herausgekommen ist nach einem langen Tag voller Diskussionen eine vielfältige und abwechslungsreiche Mischung aus deutschsprachiger Gegenwartsliteratur, die neben bekannten Namen auch viel Raum für Entdeckungen bietet. Jurysprecherin Christine Lötscher hat den offiziellen Text zur Longlist-Auswahl verfasst:

»Die Lage der Welt scheint den deutschsprachigen Autorinnen und Autoren auf den Nägeln zu brennen: Wie ist die Welt zu dem geworden, was sie heute ist? Wie hängt alles zusammen, und welche Geschichten lassen sich darüber erzählen? Ihre Romane versuchen diese Fragen in der ganzen poetischen Tiefe auszuloten, indem sie ihre Figuren als Reisende, Suchende oder Vertriebene ihre Vergangenheit und Gegenwart erkunden lassen. Die Vielfalt der literarischen Formen hat die Jury begeistert: Es gibt große historische, aber auch verspielt fantastische Weltentwürfe, ebenso wie Texte, die eine radikale Reduktion der Perspektive suchen, bis auf den Nullpunkt des Erzählens. Angesichts dieses Reichtums und vieler überraschender Entdeckungen ist die Longlist auch eine Einladung der Jury, dieses große Spektrum zu erkunden.« „Deutscher Buchpreis 2018: Die Longlist“ weiterlesen

Abgetaucht im Literaturmeer

Deutscher Buchpreis: Abgetaucht im Literaturmeer

Momentan herrscht etwas Ruhe hier auf Kaffeehaussitzer. Der Grund dafür ist auf dem Beitragsphoto zu sehen: Ein ganzer Berg leerer Kartons. Kartons, die mit Büchern gefüllt waren. Bücher, mit denen ich mich beschäftigen darf. Denn in diesem Jahr habe ich die große Ehre und das große Vergnügen, Jurymitglied des Deutschen Buchpreises zu sein. Und damit ist jede, wirklich jede freie Minute mit Lesen ausgefüllt. Im Februar hatte ich schon angekündigt, dass sich daher ab April die Beiträge im Blog etwas rar machen könnten – damals wusste ich noch nicht, was da wirklich auf mich zukommen würde. „Abgetaucht im Literaturmeer“ weiterlesen

Deutscher Buchpreis: Perspektivwechsel

Deutscher Buchpreis 2018

Es ist wieder soweit: Der Startschuss für den Deutschen Buchpreis 2018 ist gefallen und vom 6. Februar bis zum 23. März können Bücher für eine Nominierung auf der Longlist eingereicht werden: »Verlage können sich mit bis zu zwei deutschsprachigen Romanen aus dem aktuellen oder geplanten Programm um die Auszeichnung bewerben. Die eingereichten Bücher müssen zwischen Oktober 2017 und September 2018 erscheinen und spätestens bei Bekanntgabe der Shortlist im Handel erhältlich sein«, so der offizielle Ausschreibungstext

Außerdem wurde die Jury bekanntgegeben. Sie besteht aus folgenden Personen:

Christoph Bartmann, Leiter Goethe-Institut Warschau, Literaturkritiker und Autor, Jurymitglied des Deutschen Buchpreises 2008
Luzia Braun, ZDF, stellvertretende Leiterin von »aspekte«, redaktionell zuständig für »Das literarische Quartett«
Tanja Graf, Leiterin Literaturhaus München, zuvor Verlegerin des Schirmer Graf Verlags und des Graf Verlags bei Ullstein
Paul Jandl, freier Kritiker, u. a. für die Welt und NZZ, von 2009 bis 2013 Jurymitglied des Ingeborg-Bachmann-Preises
Uwe Kalkowski, Literaturblog »Kaffeehaussitzer«, Buchpreisblogger 2015 und Gewinner des Buchblog-Awards 2017
Christine Lötscher, freie Kritikerin, bis 2016 Mitglied im Kritikerteam des »Literaturclub« (Schweizer Fernsehen), Jurymitglied des Schweizer Buchpreises 2011 bis 2013
Marianne Sax, Inhaberin des Bücherladen Marianne Sax, Frauenfeld, bis 2016 Präsidentin des Schweizer Buchhändler- und Verleger Verbands, Programmverantwortliche des Thurgauer Literaturhauses

Soweit der Originaltext aus der Pressemitteilung. Es ist für mich etwas ganz Besonderes, meinen eigenen Namen in dieser Runde zu sehen, die »den Roman des Jahres« küren soll, wie es in der Beschreibung des Deutschen Buchpreises so schön heißt. Was für eine Freude. Was für eine Ehre. Was für eine Aufgabe. Und natürlich: Was für eine Herausforderung. „Deutscher Buchpreis: Perspektivwechsel“ weiterlesen

Buchpreis mit Tai Chi

Deutscher Buchpreis 2015: Die Preisverleihung

Frank Witzel also. Er hat für seinen Roman »Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969« den Deutschen Buchpreis 2015 bekommen. Eine sensationelle Entscheidung der Jury, die damit den Außenseiter der Shortlist zum Gewinner kürte – eine Entscheidung, die besonders den Buchpreisbloggerkollegen Jochen Kienbaum gefreut haben dürfte, dessen persönlicher Favorit das sperrig-amüsante, genial zusammengefügte Buch schon seit vielen Wochen gewesen ist. Der Titel, dem ich den Preis am meisten gegönnt hätte, wäre Rolf Lapperts »Über den  Winter« gewesen, aber die Entscheidung für Witzels »Erfindung« gefällt mir ebenfalls sehr gut, da das Buch für mich reinstes Kopfkino ist und unzählige Bilder im Gehirn aufgehen lässt.

Und beim Stichwort Bilder bin ich beim Tag der Preisverleihung angelangt, von dem ich hier berichten möchte. „Buchpreis mit Tai Chi“ weiterlesen

Wohin geht die Reise?

Rolf Lappert: Ueber den Winter

Wenn ich ein symbolisches Bild für den Begriff Familie finden müsste, würde ich an ein Planetensystem, an eine Galaxie denken. Jeder Planet steht alleine für sich, alle kreisen sie um ein Zentrum, sie ziehen sich an und sie stoßen sich ab, aber keiner kann ohne den anderen sein. Ein geschlossenes System, das man nur verlassen könnte mit einem radikalen Abbruch aller Beziehungen, einem Ausbruch ohne Wiederkehr. Hält man sich lediglich bedeckt, bleibt man trotzdem Teil des Ganzen, ob man will oder nicht. Und kann durch besondere Umstände jederzeit wieder mitten hinein in das Planetensystem gezogen werden. So geht es Lennard Salm, dem Protagonisten des Romans »Über den Winter« von Rolf Lappert. „Wohin geht die Reise?“ weiterlesen

Gefangene der Geschichte

Ilija Trojanow: Macht und Widerstand

Was weiß ich über Bulgarien? Nicht wirklich viel, um ehrlich zu sein. Früher ein ärmlicher, grauer Ostblock-Staat, heute ein Land, das sich zwar offiziell eine Demokratie nennt, aber unter den Auswirkungen von Korruption und organisiertem Verbrechen leidet; so meine Wahrnehmung. Ein europäisches Land, und trotzdem viel weiter weg als manche Ziele in Übersee. Mit Ilija Trojanows Buch »Macht und Widerstand« rückt Bulgarien plötzlich mitten hinein ins Bewusstsein – auch wenn man Trojanows Werk ebenso als eine allgemeingültige Parabel über das Leben und Überleben in einer Diktatur lesen kann. „Gefangene der Geschichte“ weiterlesen

Ausgelöscht

Heinz Helle: Eigentlich muessten wir tanzen

Schon auf der zweiten Seite von Heinz Helles Roman »Eigentlich müssten wir tanzen« haben die fünf Männer, um die es geht, sämtliche Sympathien verspielt. Gleichzeitig zeigt die geschilderte Szene unmissverständlich, dass sich der Leser in eine Welt hineinbegibt, in der die Regeln des menschlichen Zusammenlebens, des Anstands und der Moral vollkommen verschwunden sind. Eine kaputte Welt der tierhaften Triebe und des unbarmherzigen Überlebenswillens. Was ist geschehen?  „Ausgelöscht“ weiterlesen

#dbp15: Shortlist-Favoriten der Buchpreisblogger

Deuscher Buchpreis 2015: Shortlist-Favoriten der Buchpreisblogger

Langsam wird es spannend. Morgen, am 16. September, wird um 11.00 Uhr die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2015 bekannt gegeben. Wir Buchpreisblogger haben uns deshalb zusammengesetzt und uns bei ein paar Flaschen Wein die Nacht um die Ohren geschlagen und Gedanken darüber gemacht, wen wir gerne auf der Shortlist sehen würden … Okay, Spaß beiseite, so war es (leider) nicht ganz, dazu wohnen wir alle viel zu weit auseinander. Dabei wäre das sicherlich ein ganz wunderbarer Abend geworden, zumal ich einige meiner Buchblogger-Kollegen bisher nur virtuell kenne. Aber gut, genauso virtuell haben wir unsere Buchpreisblogger-Favoriten für die Shortlist abgestimmt und veröffentlichen heute – 24 Stunden vor Bekanntgabe der Shortlist – alle den folgenden Text, auf den wir uns geeinigt haben. „#dbp15: Shortlist-Favoriten der Buchpreisblogger“ weiterlesen

Das Leben der Mütter

Anke Stelling: Bodentiefe Fenster

Im April 1990 lief ich durch ein gigantisches Trümmerfeld. Endlos wirkende Straßenzüge ruinengleicher, aber immer noch prächtiger Häuser unter einem grauen, regnerischen Himmel. Braunkohlegeruch, kaum ein Mensch auf der Straße und was mir besonders in Erinnerung geblieben ist, waren die Metallträger, die aus den bröckelnden, schwarzen Fassaden ragten und damit andeuteten, wo einst Balkone waren. Alles war beeindruckend und trostlos zugleich. Niemals hätte ich es damals für möglich gehalten, dass dieser Bezirk nur fünfzehn Jahre später zu einer der angesagtesten, schönsten und gleichzeitig zu einer der gediegensten und auf eigene Art und Weise spießigsten Wohngegenden Deutschlands werden sollte. Zu einem Bionade-Biedermeier, wie die ZEIT treffend titelte. Genau, es geht um den Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg und Anke Stellings Roman »Bodentiefe Fenster« führt mitten hinein ins Biotop der unangepassten Angepassten. „Das Leben der Mütter“ weiterlesen

Ein BRD-Lesebuch

Frank Witzel: Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969

Was lese ich da eigentlich gerade? Eine Frage, die ich mir bei der Lektüre von Frank Witzels Roman immer wieder stelle. »Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969« ist ein sperriges Buch. Anstrengend. Fast unlesbar. Und gleichzeitig berauschend, ein wahrer Sprachmarathon, bei dem man seine Lesekräfte einteilen muss. Spätestens nach den Besprechungen von intellectures und lustauflesen.de bin ich mit Respekt an die Sache herangegangen, aber jetzt befinde ich mich mittendrin in diesem Sprachmonster und habe keine Ahnung, wie man dieses Werk in einer Besprechung darstellen, wie man die unglaubliche sprachliche Faszination gebührend würdigen könnte.

Wer eine Art Roman rund um die Rote Armee Fraktion erwartet, wird bitter enttäuscht werden. Ebenso wird es Lesern gehen, die sich auf eine klar strukturierte Handlung freuen. Das Buch hat beides nicht zu bieten. Dafür viel mehr als das, nämlich eine Reise tief, tief hinein in das Unterbewusstsein der alten Bundesrepublik Deutschland, ein Land und eine Lebensweise die genau so im Dunst der Geschichte verschwunden sind, wie die Deutschen Demokratischen Pendants. Die Jahre des RAF-Terrors stehen exemplarisch für die alte Bundesrepublik, haben sie doch wie kaum eine andere Zeit den gesellschaftlichen Wandel in Westdeutschland geprägt.

Doch um was geht es eigentlich? Das ist nicht einfach zusammenzufassen. Irgendwie um alles, was die Zeit der ausgehenden 60-er und beginnenden 70-er Jahre ausmachte, mit all ihrem spießigen Mief, dem angepassten Kleinbürgertum als staatstragende Verhaltensnorm. Gesehen aus der Warte eines Heranwachsenden, irgendwo in einer rheinhessischen Kleinstadt, dessen reale Erlebnisse sich mit Tagträumen, Fieberdelirien, weiter und weiter gesponnenen Gedankenläufen zu einer einzigartigen Textcollage verbinden, in die hinein man als Leser erst einmal einen Weg finden muss, eine Expedition ins Unbekannte. Bei der man viele, viele bekannte Namen und Marken der eigenen Jugend wiedertrifft, zumindest wenn man vor 1975 geboren wurde.

Lesetagebuch: Eine Annäherung

Bei mir dauert diese Textexpedition nun schon ein paar Tage an und ich habe beschlossen, diesmal eine Art Lesetagebuch zu führen. Als Versuch einer Annäherung. „Ein BRD-Lesebuch“ weiterlesen